Ziel des Pionierprojekts ist es, die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum zu erhöhen. «Die Idee der Feminisierung bestimmter Verkehrszeichen mag anekdotisch erscheinen», sagte die Genfer Stadtpräsidentin Sandrine Salerno (SP) am Donnerstag vor den Medien.
Es sei jedoch keine Spielerei. Es gehe viel mehr darum, zu zeigen, dass sich die Gesellschaft entwickle, und eine Reflexion über die Stellung der Frau im öffentlichen Raum zu starten. Historisch betrachtet sei dieser Raum von Männern für Männer gedacht worden. Unter dem Vorwand der Neutralität sei die Beschilderung überwältigend männlich, kritisierte sie.
«Diese Omnipräsenz verstärkt die Vorstellung, dass einige Menschen, vor allem Frauen, aber auch Minderheiten, dort weniger zu Hause sind als andere», sagte Salerno weiter. Der Austausch von Verkehrsschildern soll das Gefühl der Legitimität für alle im öffentlichen Raum fördern.
Vollständig von der Stadt finanziert
Die 250 neuen Schilder gibt es in sechs verschiedenen Versionen, darunter eine schwangere Frau, eine ältere Person und ein weibliches Paar. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 56'000 Franken. Es wird vollständig von der Stadt finanziert. Der Kanton unterstützt das Projekt.
Staatsrat Serge Dal Busco (CVP) zeigte sich erfreut über eine Initiative, die zwar von symbolischer Natur, aber ein wichtiger Schritt zu einem notwendigen Mentalitätswandel sei. Der Vorsteher des Infrastruktur- und Verkehrsdepartements betonte auch die Vorreiterrolle der Stadt Genf. Sie sei die erste öffentliche Behörde, die eine solche dermassen umfangreiche Operation in der Schweiz oder sogar in Europa durchführe.
In Genf läuft auch ein Projekt zur Feminisierung von Strassennamen. 2017 hatte der Grosse Rat einen entsprechenden Antrag einstimmig angenommen. (SDA)