Tragödie im Oberwallis! Bergführer Beni T.* (†60) ist vergangene Woche allein zu Fuss im Turtmanntal – zwischen Gruben VS und Oberems VS – unterwegs. Der dreifache Familienvater kennt die Gegend wie seine Westentasche, ist dort aufgewachsen.
Zusammen mit seiner Ehefrau hat er im kleinen Walliser Bergdorf Gruben ein Hotel. Für einen Kontrollgang war er in die Berge aufgebrochen, doch er kehrte nie zurück. Eine Lawine hatte sich gelöst, war ins Tal gedonnert und hatte Beni T. mitgerissen. Am vergangenen Samstag dann wird Beni T. gegen Mittag bei der Kantonspolizei Wallis als vermisst gemeldet.
Bergführer wenige Stunden nach Vermisstmeldung gefunden
Umgehend wird eine Suchaktion nach dem Bergsteiger eingeleitet. Zusammen mit seinem Team macht sich Meinrad Bittel (58), Chef des Alpinen Rettungsdienstes Brig-Simplon, auf den Weg, um den vermissten Bergführer zu suchen. Noch gleichentags, wenige Stunden später, herrscht jedoch traurige Gewissheit. Der vermisste Bergführer wird im Gebiet «Vordere Grindjewald» im Flussbett der Turtmänna gefunden – tot.
Rettungs-Chef Bittel ist einer der Ersten vor Ort. An unzählige Suchaktionen war er schon beteiligt. Als Einsatzleiter war er im Oktober 2000 in Gondo VS, als 13 Menschen in einer Schlammlawine den Tod fanden. Trotz seinen 25 Dienstjahren als Rettungschef hat Bittel der Einsatz im Oberwallis am vergangenen Samstag auf ganz persönlicher Ebene berührt.
«Beni war der ‹Ueli Steck der 80er-Jahre›»
Meinrad Bittel und der verunglückte Beni T. kannten sich gut. Die beiden Männer waren über 40 Jahre Weggefährten. T. war Aktiv-Mitglied in der Sektion «Rhonetal» des Walliser Bergführerverbands (WBV), galt als erfahrener Alpinist und Bergführer und engagierte sich für den Kletter-Nachwuchs.
«Es ist einfach nur tragisch, was passiert ist», sagt Bittel zu BLICK. «In Bergführer-Kreisen ist sein Tod ein grosser Verlust. Er war eine Koryphäe. Für uns war Beni der ‹Ueli Steck der 80er-Jahre›. Etliche Erstbesteigungen gehen auf sein Konto – sowohl in der Schweiz, als auch auf der ganzen Welt», so Bittel weiter.
«Beni lag schon mehrere Tage in der Lawine»
Dass T. «in seinem geliebten Tal» starb, erfüllt Bittel mit Wehmut. «Beni ist die Strecke von Grub nach Oberems schon hunderte Male gelaufen», sagt Bittel. Sein Tod ist für ihn kaum zu fassen. Er ist sich sicher, dass das Wetter bei der Tragödie eine wesentliche Rolle gespielt hat. «Ich denke, dass Nebel und Sturm war, denn wenn er freie Sicht gehabt hätte, hätte er die Lawine bemerkt», sagt der Rettungschef.
Wann genau die Lawine niederging, ist unklar. Aber Bittel ist sich sicher: «Beni lag schon mehrere Tage in der Lawine.» Denn: «Er war nicht mehr vom Schnee bedeckt, als wir ihn am Samstag fanden.» Demnach habe das Wasser der Turtmänna den Schnee weggespült.
Rettungs-Chef erwies Bergsteiger-Beni die letzte Ehre
Das Todesdrama vom Turtmanntal und die Umstände, die dazu führten, untersucht derweil die Staatsanwaltschaft Wallis in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei. Letztlich wurde T. seine Liebe zu den Bergen zum Verhängnis. Familie und Weggefährten haben am Mittwoch in der Beinhauskapelle in Naters VS von T. Abschied genommen, gestern Donnerstag wurde er in Brig VS beigesetzt. Auch Bittel war dabei: «Ich bin stolz, dass ich ihm die letzte Ehre erweisen durfte.»
Beni T. ist bereits der 14. Lawinen-Tote in dieser Saison. Und der Winter in den Bergen ist noch lange nicht zu Ende. «Es liegt noch viel Schnee in den Bergen, dementsprechend muss mit Lawinen gerechnet werden», sagt Martin Heggli, Sprecher des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF).
*Name bekannt