Wirbel um Herkunft
Walliser Staatsrat fordert hartes Durchgreifen in Weinaffäre

Der Walliser Kantonsregierung fordert «exemplarische Sanktionen», sollten sich die Vorwürfe um das gefälschte Herkunftsgütesiegel AOC Wallis für ausländischen Wein bewahrheiten. Zudem spricht sich der Staatsrat für strengere Kontrollen im Weinsektor aus.
Publiziert: 19.05.2022 um 15:33 Uhr
Ein Laboranalyse ergab, dass der Wein aus einer Küstenregion, möglicherweise aus dem Mittelmeerraum, und nicht aus dem Wallis kommt. (Symbolbild)
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE

«Solche Praktiken der Weineinbürgerung schaden, falls sie sich bewahrheiten, allen Winzern des Kantons. Sie destabilisieren den Markt und verursachen einen verheerenden Imageschaden», sagte Christophe Darbellay (CVP), Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Wenn sich die Fakten bestätigen, hoffe ich, dass die Sanktionen exemplarisch sein werden», ergänzte Mathias Reynard (SP), Vorsteher des Departements für Soziales und Gesundheit, dem das Amt für Konsumentenschutz und Veterinärwesen unterstellt ist.

Reynard bezweifelte auf Anfrage, dass die geringe Ernte des vergangenen Jahres Winzer oder Kellerer zum Betrug verleitet hat. «Die überwiegende Mehrheit der Weinbauern ist ehrlich und empört sich über solche Geschäftspraktiken», sagte der Staatsrat.

Die Schweizer Weinhandelskontrolle (SWK) hat laut Medienberichten vom vergangenen Wochenende im Wallis eine Strafanzeige gegen Weinzulieferer eingereicht. Die Weinhandelsgesellschaft Caves Orsat im Besitz der Familie Rouvinez äusserte sich am Sonntag in einer Medienmitteilung zu der von RTS und «Le Matin Dimanche» aufgedeckten Affäre.

Die Firma sei vermutlich Opfer eines Betrugsversuchs geworden. Das Unternehmen habe im Februar 2022 32'000 Liter Walliser Wein gekauft. Nach einer chemischen Analyse zweifelte es an der Herkunft und führte eine zusätzliche Isotopenanalyse durch.

Das Ergebnis: «Die Flüssigkeit stammt wahrscheinlich weder aus dem Wallis noch aus der Schweiz, da die Parameter eher auf Weine aus einer Küstenregion, möglicherweise aus dem Mittelmeerraum, hindeuten», teilte das Unternehmen mit. Das Unternehmen meldete den Fall den zuständigen Behörden, die eine Untersuchung einleiteten. Die Tanks der beanstandeten Weine wurden versiegelt.

«Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Familie Rouvinez weder offiziell über die Identität der Kellerei, aus der diese Weine stammen, noch über die Schlussfolgerungen der Untersuchung der Schweizer Weinhandelskontrolle informiert worden, erklärte die Kellerei aus Martigny. Sie wies jedoch darauf hin, dass die SWK mitgeteilt habe, dass sie bei der Walliser Staatsanwaltschaft eine Klage gegen die Weinzulieferer eingereicht habe.

Auf Anfrage von Keystone-SDA erklärt die eidgenössische Aufsichtsbehörde, nicht über «laufende Dossiers» zu kommunizieren und verweist auf die Staatsanwaltschaft. Die Walliser Staatsanwaltschaft ihrerseits erklärt, dass sie sich «aufgrund des Amts- und des Untersuchungsgeheimnisses nicht zu dieser möglicherweise laufenden Untersuchung» äussern könne. Das Amt für Konsumentenschutz und Veterinärwesen ist gesetzlich ebenfalls an das Amtsgeheimnis gebunden.

Das Unternehmen Caves Orsat kaufte eine grosse Menge Wein in loser Schüttung, um hauptsächlich die Märkte der grossen Handelsketten zu beliefern, wie es schreibt. Da die meisten Käufe über Makler abgewickelt werden, bleibt die Identität des ursprünglichen Erzeugers oft unbekannt. Laut den Recherchen von «Le Matin Dimanche» und RTS soll der Wein von Château Constellation stammen.

In dieser Wochenzeitung bekräftigte der Direktor dieser Sittener Kellerei, «voll und ganz» mit der SWK zusammenarbeiten zu wollen. «Wir tun alles, um festzustellen, ob ein Problem aufgetreten ist, und um die Ursache herauszufinden. Wir haben uns unverzüglich an alle Lieferanten dieser Partien gewandt, sowohl an die Kellereien, die uns einen Teil des Weins geliefert haben, als auch an alle betroffenen Lieferanten des Leseguts».

(SDA)

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