Tod von Mädchen (†6) trifft das Bergdorf Ravoire VS mitten ins Herz
«Es ist eine unglaubliche Tragödie»

In Ravoire ist es zwei Tage nach dem rätselhaften Tod eines Mädchens mitten im Erholungsgebiet extrem ruhig. Im Bergdorf sind nur wenige auf der Strasse. Viele der Einwohner beteiligten sich an der grossen Suchaktion. Mit der Todesnachricht kam der Schock.
Publiziert: 21.05.2024 um 21:28 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2024 um 22:14 Uhr
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Am Pfingstsonntag um 21.20 Uhr wurde das Mädchen bewusstlos gefunden, nachdem sich mehr als 200 Freiwillige an der Suche beteiligt hatten.
Foto: Kapo VS
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Beat MichelReporter

Am Pfingstsonntag feierte eine grosse Familie bei der Couvert de Ravoire, einer Waldhütte mit Grillplatz auf dem Gemeindegebiet von Martigny-Combe VS, ein Familienfest. Unter den rund 45 Gästen war auch die sechsjährige Sophie*. Das Mädchen spielte in der Nähe des Festes und war ab 17 Uhr nicht mehr gesehen worden. Um 17.54 Uhr wurde die Einsatzzentrale der Kantonspolizei Wallis über das Verschwinden eines Mädchens informiert. Die Polizei setzte in Zusammenarbeit mit ihren Partnern ein umfangreiches Suchdispositiv ein. Gegen 21.20 Uhr konnte das bewusstlose Kind dann aufgefunden werden – unterhalb der Colonie de Ravoire, einem Ferienhaus, das rund 100 Meter vom Fest bei der Waldhütte entfernt liegt.

Das Mädchen wurde vor Ort medizinisch versorgt und anschliessend in kritischem Zustand mit einem Helikopter der Air-Glaciers ins Universitätsspital CHUV nach Lausanne geflogen. Dort verstarb das Kind am späten Montagmorgen, wie die Walliser Kantonspolizei mitteilte.

«Wir waren am Boden zerstört»

Eine Frau, die nur wenige 100 Meter von der Unfallstelle entfernt in einem Chalet wohnt, muss bei der Erinnerung an den Abend weinen. «Als sie gefunden wurde, waren wir so erleichtert. Dann kam die Todesnachricht. Wir waren am Boden zerstört, auch wenn wir die Familie nicht kennen.»

An der Suchaktion waren rund 30 Polizisten, 20 Spezialisten der regionalen Rettungsdienste, 20 Feuerwehrleute aus Martigny, Martigny-Combe und Orsières, die kantonale Walliser Rettungsorganisation, die Luftwaffe sowie mehr als 200 Freiwillige aus der Region beteiligt. Die Freiwilligen waren über eine Whatsapp-Gruppe mobilisiert worden.

Die Einheimischen leiden mit der Trauerfamilie mit. «Es ist eine unglaubliche Tragödie», sagt Jean. P. (80). «Als die Suchnachricht über Whatsapp im Dorf verbreitet wurde, war ich gerade mit dem Hund im Wald. Immer wieder fragten mich Leute, ob ich nicht ein sechsjähriges Mädchen gesehen habe. Dann kam die Polizei. Doch ich konnte leider nicht helfen.»

«Aussergewöhnliche Welle der Solidarität»

«Wir sind von dieser Tragödie sehr betroffen, ebenso wie die gesamte Bevölkerung der Gemeinde», sagt Florence Carron Darbellay, Gemeindepräsidentin von Martigny-Combe. «Wir möchten für die Familie da sein, die so viel Leid erfahren muss.»

Zu den über 200 Freiwilligen, die sich an der Suche beteiligten, sagt Carron Darbellay: «Es gab eine aussergewöhnliche Welle der Solidarität, um einer Familie zu helfen, die in den sozialen Medien um Hilfe gebeten hatte.» Sie selbst war mit dem Gemeindesekretär und dem für die Sicherheit zuständigen Gemeinderat vor Ort. «Wir boten der Polizei und der bereits entsandten Feuerwehr unsere Dienste an.»

Noch am Sonntag hatte die Walliser Staatsanwaltschaft in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei eine Untersuchung eingeleitet, um die genauen Umstände des Ereignisses zu ermitteln. Das Gelände ist stellenweise sehr steil. Es hat bis zu 10 Meter hohe, senkrechte Felswände.

Gemeindepräsidentin Carron Darbellay sagt, dass die Couvert de Ravoire sehr häufig für Veranstaltungen gemietet werde. «Meines Wissens gab es noch nie einen nennenswerten Unfall an diesem Ort.» Der Platz im Waldgebiet werde seit Jahren von vielen Familien besucht. Ob nun Massnahmen nötig seien, möchte die Gemeindepräsidentin noch nicht beurteilen. «Ich werde die Ergebnisse der Untersuchung abwarten, um zu sehen, ob Massnahmen ergriffen werden müssen.»

*Name geändert

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