Preisschock in Zermatt
Taxifahrten sind bis zu dreimal teurer

Drastisch erhöhte Taxitarife in Zermatt führen zu heftiger Kritik. Die Gemeinde verweist auf hohe Fahrzeugkosten und geringe Fahrgeschwindigkeit. Einheimische sehen die Preissteigerungen als Symptom tieferliegender Probleme am Fusse des Matterhorns.
Publiziert: 01:50 Uhr
Fahrten mit Elektrotaxis sind im mondänen Walliser Alpenort zum Luxus geworden.
Foto: zermatt.swiss

Auf einen Blick

  • Neue Taxitarife in Zermatt sorgen für Empörung bei Einheimischen und Touristen
  • Gemeinde verteidigt Reform mit unternehmerischer Freiheit und Preisobergrenze für Taxiunternehmen
  • Taxifahrten kosten jetzt bis zu 300 Prozent mehr als zuvor
  • Steuersenkung soll Zermatter entlasten
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Einheimische und Touristen sind empört, die Gemeinde verteidigt die Reform: Seit dem 1. November 2024 gelten in Zermatt VS neue Taxitarife für 44 Taxis. Die Kosten für eine Fahrt, die vorher 12 Franken waren, stiegen auf etwa 50 Franken.

Ein Tourist enervierte sich Mitte Januar auf Facebook nach einer Taxifahrt von rund drei Kilometern: «Habe 97 Franken bezahlt von Winkelmatten bis Bahnhof und wieder retour... Was ist das mit der Gemeinde und den Taxiunternehmen? Haben die einen kompletten Schuss in der Birne oder wie?» Die Fahrt kostete zuvor 24 Franken.

«Unternehmerische Freiheit»

Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser erklärte laut dem «Walliser Bote», dass die Gemeinde die Preise nicht direkt erhöhte. Stattdessen sei ein neues Reglement mit einer Preisobergrenze eingeführt worden. Dies gebe den Taxiunternehmern «unternehmerische Freiheit» innerhalb dieser Preisgrenze.

Offenbar langen diese Taxibetreiber kräftig zu und «haben die Preise teils auf einen Schlag um über 300 Prozent erhöht», so die Zeitung. Dass das angepasste Taxireglement mit den massiven Preiserhöhungen der Urversammlung in Zermatt nicht vorgelegt wurde – obwohl gesetzlich vorgeschrieben –, ärgert nicht wenige Zermatter.

Der Hotelier Verein Zermatt und Zermatt Tourismus äusserten Bedenken bezüglich der Preisgestaltung und des Prozesses. In seinem Schreiben forderte der Hotelierverein den Gemeinderat auf, das Dossier Taxitarife nochmals kritisch zu prüfen und allfällige Verbesserungen umgehend umzusetzen.

Geringe Fahrgeschwindigkeit

In einer Stellungnahme schrieb der Gemeinderat, Fahrzeuge seien im autofreien Zermatt mit rund 120’000 Franken deutlich teurer. Daher seien auch die Transportkosten pro Kilometer überdurchschnittlich hoch, trotz der höheren Nachfrageintensität. Zwar sei auch das Fahrtenaufkommen in Zermatt insbesondere in der Hochsaison höher als andernorts, doch die Fahrgeschwindigkeit geringer.

Debatte gründet tiefer

Auch Einheimische sind betroffen, obschon sie Rabatte geniessen. Auch ihre Fahrtkosten sind stark gestiegen.

Die Preisentwicklung spiegelt Einheimischen zufolge grössere Probleme in Zermatt wider, wie hohe Lebenshaltungskosten und der ausgetrocknete Wohnungsmarkt. Wer nicht erbe, so der «Walliser Bote», habe es sehr schwierig.

Eine jüngste Steuersenkung soll Zermatter entlasten und den Standort fördern.

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