Auf einen Blick
- Nachbarschaftsstreit in Naters führt zu zwei Gerichtsverhandlungen
- Markus Müller und Fabian P. beschuldigen sich gegenseitig
- Müller soll mit Pfefferspray auf einen Nachbarn losgegangen sein
- Fabian P. soll Müller mehrfach beschimpft haben
Der Weiler «Unner Moos» bei Naters VS ist ein beschaulicher Ort – ein paar alte Walliser Häuser, eine Kapelle, ein Brunnen. Ein Wanderweg schlängelt sich zwischen den Häusern hindurch, vorbei an Ställen mit Walliser Schwarznasenschafen. Gerade einmal fünf Familien wohnen hier, rund 15 Minuten Fahrt vom Rhonetal entfernt. Im «Unner Moos» ist die Welt noch in Ordnung, denkt man. Falsch gedacht!
Denn zwei der fünf Familien haben Zoff miteinander, richtig heftig und schon richtig lange. Je nachdem, wen man fragt, seit über 20 Jahren.
Immer wieder eskaliert es hier. Es wird beleidigt, bedroht, geprügelt – sogar einen Angriff mit Pfefferspray soll es schon gegeben haben. Hinzu kommt noch eine illegale Pistole. Ein unfassbarer Nachbarschaftsstreit mitten im Walliser Paradies.
Oder wie die Walliser Staatsanwaltschaft es beschreibt: «Seit Jahren kommt es immer wieder zu Polizeieinsätzen und Strafuntersuchungen.»
Pfefferspray und ein verletztes Bein
Am Küchentisch in einem der Häuser sitzt Markus Müller (69). Er stellt mit seiner Frau eine der zwei Fronten dieses Nachbarschaftskrieges dar. Aus Angst vor Repressalien seiner Widersacher will der Basler sich nicht fotografieren lassen.
Müller soll sich gemäss Staatsanwaltschaft am 12. März 2021 strafbar gemacht haben. Er ist angeklagt wegen Körperverletzung, Bedrohung und Nötigung. Denn an diesem Abend soll Müller seinen Nachbarn Hermann B.* (35) mitten im beschaulichen Weiler ohne Vorwarnung mit Pfefferspray angegriffen haben. Der angeklagte Angreifer sieht die Sache anders: «Ich wurde von B. zuerst angegriffen, habe mich nur verteidigt», sagt er zu Blick.
Nach dem Pfefferspray-Vorfall trat Fabian P.* (60) auf den Plan. Er ist der Erzfeind von Markus Müller im Streit vom «Unner Moos» und der Schwiegervater von Hermann B.
Um seinem Schwiegersohn Schützenhilfe zu leisten, versuchte P. Markus Müller den Pfefferspray wegzunehmen. Dabei soll Müller P. geschubst haben. Die Folge: eine klaffende Beinwunde bei Fabian P.
Einmal mehr folgten darauf ein Handgemenge, wüste Beschimpfungen und Drohungen. Einmal mehr fuhr die Polizei am beschaulichen Berg bei Naters auf.
Beschimpfungen und Drohungen
Fabian P. ist aber nicht nur Opfer, er kann auch austeilen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Markus Müller seit dem Jahr 2018 immer wieder zu beschimpfen und zu beleidigen. Es sollen Wörter wie «Saubasler» oder «Hurenpack» gefallen sein. Zudem soll P. gesagt haben: «Macht, dass ihr wieder dahin geht, wo ihr hergekommen seid.»
Im Jahr 2019 wurde es eklig: Fabian P. soll seinen blanken Hintern vor Markus Müller entblösst haben. Dazu habe er ihm mehrmals den Mittelfinger gezeigt und ihn einen «himmeltraurigen Dreckshund» genannt.
Ermittler fanden bei Fabian P. auch eine Pistole und Munition. Markus Müller sagt: «Als ich davon erfahren habe, haben wir erst recht Angst vor Fabian P. bekommen.» Der angesprochene Streithahn Fabian P. wollte sich auf Anfrage von Blick nicht äussern.
Was ist los im Moos?
Kurzum: Markus Müller und Fabian P. können sich definitiv nicht ausstehen. Doch warum eigentlich? «Es gibt Dutzende Vorkommnisse, die zu dieser Situation geführt haben», sagt Markus Müller.
Da ist zum Beispiel die Sache mit den Misthöfen. Fabian P. habe diese entgegen den geltenden Gewässerschutzbestimmungen im «Unner Moos» angelegt, behauptet Müller. Ein Gutachten des Kantons sagt jedoch, dass mit den Misthöfen alles in Ordnung ist. Müller wittert einen Justizskandal: «Alle Behörden halten zusammen, sind gegen uns, weil wir Zugezogene aus Basel sind.»
Streit hat Müller mit Fabian P. auch wegen des Durchgangsrechts, das P. für Müllers Grundstück hat. «Ausserdem hat P. dafür gesorgt, dass wir unsere Wiesen nicht mehr bewässern können», lautet eine von Müllers weiteren Anschuldigungen. Er ist sich sicher: «P. und seine Familie wollen unser Haus und unsere 40'000 Quadratmeter Boden.» Der Terror der Nachbarn solle sie dazu bringen, die Segel zu streichen, so der Basler. «Aber die werden uns nicht los. Wir lassen uns nicht vertreiben. Niemals!»
«Die müssen mich schon holen kommen»
Für eine Entspannung der Situation spricht das nicht. Zumal Müller Anfang November eine Haftstrafe von vier Tagen antreten muss. Er hat die Busse aus einem früheren, rechtsgültigen Verfahren nicht bezahlt. Auch hier ging es um den Streit mit Fabian P. «Die müssen mich schon holen kommen», sagt er. Der nächste Polizeieinsatz scheint vorprogrammiert.
Zuerst einmal stehen die Streithähne vom «Unner Moos» am 24. Oktober in zwei verschiedenen Verfahren vor dem Bezirksgericht in Brig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
*Namen geändert
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