Sie ist eine Schweizer Ikone: die Matterhorn-Bahn, die auf den Gornergrat fährt. Nach dem Tod des Hauptaktionärs läuten jetzt im Wallis die Alarmglocken, dass die Bahn in ausländische Hände gelangen könnte. Balthasar Meier (†76), Mehrheitsaktionär der Matterhorn-Bahn-Betreiberin BVZ Holding, ist im Mai verstorben.
Der BVZ Holding gehören unter anderem die Gornergrat-Bahn und – gemeinsam mit der Rhätischen Bahn – der «Glacier Express». Die Matterhorn-Gotthard-Bahn der BVZ versteht sich als «Erlebnisbahn Nummer Eins in den Alpen». Nun gibt es Befürchtungen, dass die Züge nicht für immer mit Schweizerkreuz und 13 Walliser Sternen durch die wunderschönen Naturlandschaften fahren.
«Meiers Aktienpaket stellt ein gewisses Klumpenrisiko dar», berichtet der «Walliser Bote». «Was mit seinen Aktien passiert, ist zurzeit unklar. Die Testamentseröffnung steht noch an.» Wenn jemand Aktienpakete der BVZ Holding AG aufkaufen wolle, könne er das grundsätzlich nach Belieben tun, wird Patrick Z’Brun zitiert, Verwaltungsratspräsident der BVZ Holding AG.
«Pioniere würden sich im Grab umdrehen»
Ein Privataktionär äussert Bedenken, dass die Matterhorn-Bahn nach einem Rekordjahr durch ausländische Investoren übernommen werden könnte. «Stellen Sie sich vor, die BVZ würde unter amerikanischer, kuwaitischer, katarischer oder chinesischer Flagge auf den Gornergrat fahren», so Andreas Zehnder zur Zeitung. «All die Pioniere der BVZ würden sich im Grabe umdrehen.»
BVZ-Verwaltungsratspräsident Z'Brun hält das Risiko einer feindlichen ausländischen Übernahme für gering. Der Verstorbene hielt 28 Prozent aller BVZ-Aktien. Auf einen Schlag könnte ein Geldgeber zum Hauptaktionär werden. Doch: «Wir sind mit seiner Familie in engem Kontakt», so Z'Brun. «Es bestehen dafür keine Anzeichen. Ein Verkauf des Aktienpakets würde uns überraschen.»
«Proaktiv» agieren
Privataktionär Zehnder dagegen fände es schon sehr gefährlich, wenn ein privater Investor Meiers 28 Prozent übernehmen würde: «Entscheidend ist die Grenze von 33 Prozent. Denn sobald ein Aktionär ein Drittel aller Aktien hat, muss er gemäss Börsengesetz allen restlichen Aktionären eine Übernahmeofferte unterbreiten. Und fünf Prozent der BVZ-Aktien kann man relativ schnell erwerben.»
Zehnder meint, das Management müsse «proaktiv» einer feindlichen Übernahme vorbeugen. Denkbar seien ein Aktionärsbindungsvertrag mit den Meier-Erben, der günstige Verkauf von Aktien an Mitarbeitende und generell die Verteilung der Anteile auf mehrere Personen: «Mit dem breit gestreuten und gebundenen Aktienkapital wäre eine ausländische Übernahme fast nicht mehr möglich.»