«Sie mussten sich zuerst Winterjacken kaufen»
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«Last Christmas» von Wham:Walliser erinnern sich an Dreh in Saas-Fee

Beat Anthamatten (64) holte Star-Duo Wham! zum Videodreh ins Wallis
Dank ihm ist «Last Christmas» die Hymne von Saas-Fee

Alle Jahre wieder läuft der Song «Last Christmas» von Wham! im Radio rauf und runter. Die Einwohner von Saas-Fee VS erinnern sich an den aufwendigen Musikvideodreh vor fast 40 Jahren. Blick hat die Drehorte von 1984 besucht und Zeitzeugen getroffen.
Publiziert: 19.12.2022 um 01:25 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2022 um 08:07 Uhr
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So eingewachsen ist das «Last Christmas»-Chalet heute.
Foto: Luisa Ita
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Luisa ItaRedaktorin «Food»

Es ist der Weihnachtsklassiker schlechthin – und rangiert auch aktuell auf Platz 2 der Schweizer Hitparade: «Last Christmas» von Wham! 718 Millionen Aufrufe hat das Musikvideo zum Welthit auf Youtube. Was viele nicht wissen: Die Szenen vor dem brennenden Kamin und die Aufnahmen im Schnee wurden 1984 in Saas-Fee VS gedreht.

Zu verdanken ist dies unter anderem Beat Anthamatten (64). Er war zum Zeitpunkt Direktor des Grand-Hotels Walliserhof und erzählt – fast 40 Jahre später – im Gespräch mit Blick: «Etwa ein Jahr vor dem Musikvideodreh wurde in Saas-Fee ein Film mit Bill Murray gedreht, und da habe ich jemanden von der Crew kennengelernt. Als dann der Clip zu ‹Last Christmas› in einer verschneiten Berglandschaft gedreht werden sollte, hatte es nirgends in Europa wirklich viel Schnee ausser in Saas-Fee.»

George-Michael-Chalet völlig zugewachsen

Ganz verzweifelt habe ihn der Location-Scout angerufen: «Das Problem war, dass der Dreh eilte – das Video musste schliesslich vor Weihnachten fertig sein.» Nur etwa eine Woche nach dem Telefonat sei die etwa 40-köpfige Crew inklusive George Michael (1963–2016) und Andrew Ridgeley (59) auch schon angereist. «Es war für alle sehr kurzfristig», meint Anthamatten. «Es gab in sehr kurzer Zeit sehr viel zu organisieren. Gesucht war beispielsweise ein frei stehendes Chalet.» Gefunden habe man dieses am Dorfrand von Saas-Fee, das Chalet Schliechten.

Heute ist das Chalet bloss durch den alten Zaun ringsherum wiederzuerkennen. Ansonsten ist es fast gar nicht mehr zu sehen: Die Tannen, die im Video von 1984 noch relativ klein waren, verstecken das Häuschen hinter ihren mächtigen Ästen. Dies kommt den Eigentümern vermutlich ganz recht: Sie reagieren nicht auf eine Anfrage von Blick und ein Privat-Schild vorne an der Strasse verbietet Aussenstehenden allein nur das Passieren der Strasse vor dem Haus. Im Dorf hört man, der amerikanische Besitzer möge den Aufruhr um sein Häuschen nicht.

Romantische Szenen am Kamin

Die Innenaufnahmen wurden nicht in besagtem Chalet gemacht, obwohl der Regisseur einen das vermuten lässt. Anthamatten erzählt, dass man eigentlich gerne alles am selben Ort gedreht hätte – jedoch hätten sich die Verantwortlichen einen Kamin für die Aufnahmen gewünscht. Und da es in diesem Häuschen keinen gab, habe man dann für die Szenen eine andere Location gesucht.

Fündig geworden ist man beim Kurs- und Kulturzentrum Steinmatte, das im Besitz der Gemeinde Saas-Fee ist. Im Video sieht man einen festlichen Saal mit einem kupferfarbenen Kamin, George Michael und Model Kathy Hill (66) schmachten sich beim Christbaumschmücken an. Es sind Rückblenden, wie man erahnen kann – denn Wham! singt vom letzten Weihnachtsfest. Unterdessen ist die Liebesbeziehung verflossen, die im Video noch so romantisch und knisternd mit Szenen vor dem brennenden Cheminée dargestellt wird.

Location ist völlig heruntergekommen

Blick besucht die vermeintlich heimelige Lokalität, doch hier ist es alles andere als gemütlich: Das Gebäude steht kurz vor dem Zerfall. Das Dach ist undicht und muss mit Pfeilern gestützt werden. «Schon damals war das Gebäude heruntergekommen», berichtet Anthamatten. «Aber wir brauchten ein grosses Cheminée und viel Platz – und genau das konnte der Raum bieten.» Alles andere, etwa das Geschirr, habe man aus dem Hotel Walliserhof herangekarrt – ein riesiger Aufwand.

Generell sei die Logistik eine grosse Herausforderung gewesen: Saas-Fee ist nämlich autofrei. «George Michael wollte eigentlich mit einer Stretchlimousine herumchauffiert werden», sagt Anthamatten lachend. «Aber das geht hier halt wirklich nicht.» Dass das Lied so durch die Decke geht, hätte der einstige Hoteldirektor nie gedacht – und im Dorf habe man auch gar nicht wirklich realisiert, was für ein Weltstar im Walliserhof übernachtet habe. Unterdessen wurde die Suite, in der George Michael übernachtet hatte, sogar nach ihm benannt und mit einigen Fanartikeln dekoriert.

«Es ist unser Lied»

Bis heute ist «Last Christmas» eine Art Lokalhymne für Saas-Fee. Was ein wenig verwundert: Die Saastal Tourismus AG plant zwar in der Weihnachtszeit schon ein paar Events rund um das Musikvideo und führt die Menschen an die Drehorte, aber es gibt beispielsweise keine grosse Werbekampagne deswegen. «Wir wollen das nicht ausschlachten», erklärt Mattia Storni (40), Leiter Marketing und Kommunikation. «Wir finden es schön, dass manche Dinge bis heute ein bisschen mysteriös sind. Es gibt viele verschiedene Dorfgeschichten rund um den Dreh und so soll es auch bleiben.» Auf diesen Weg verliere es den Zauber nicht.

«Entweder man liebt das Lied, oder man hasst es», lacht der Kabinenbegleiter der Felskinnbahn, Roger Schmid (49): «Hier wurden einige Szenen gedreht, und es macht mich schon stolz, dass ich nun hier arbeiten darf. In der Weihnachtszeit spielen wir den Song natürlich auch ab und zu in der Gondel. Es ist unser Lied.»

Fast jeder im Dorf kann eine Geschichte zu «Last Christmas» erzählen

Im Gegensatz zu Schmid hat Mädi Imseng (56) den Dreh sogar von weitem miterlebt. Die Einheimische erinnert sich: «Das haben wir vorher hier noch nie erlebt, da war ein grosses Tamtam im Dorf.» Die Szene mit der Schneeballschlacht sei nur unweit von ihrem Daheim gedreht worden: «Und man erzählt sich, dass die mit Sommerschuhen und leichten Jacken angereist sind und sich dann zuerst einmal in einem Sportgeschäft wintertauglich machen mussten.»

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Auch Bergführer Beat Supersaxo (72) kann einige Geschichten zum Dreh erzählen: «Ich kenne den Gondelführer der Felskinnbahn, der damals im Video mitgewirkt hat und riesig stolz auf sein Engagement war. Ich habe zu dieser Zeit als Skilehrer gearbeitet, und der hat uns auch den ganzen Winter mit der Gondel chauffiert.» Verleidet sei ihm der Song noch nicht: «Für mich ist ‹Last Christmas› eines der schönsten Weihnachtslieder und das natürlich schon vor allem, weil ich das mit Saas-Fee verbinde.»

George Michael lebt in Saas-Fee weiter

Ingrid Bumann (62) geht es ähnlich. Die Kioskverkäuferin hört das Lied gerne – Jahr für Jahr immer wieder. «‹Last Christmas› ist das absolute Weihnachtslied für mich, und es ist nach wie vor schön, es zu hören. Und beim Dreh war damals ein grosser Rummel hier im Dorf, aber irgendwie haben wir da noch gar nicht realisiert, wie bekannt dieser Sänger war und was hier genau vor sich geht», erzählt sie. «Das hat man erst nachher bemerkt, als wir das Video im Fernseher gesehen haben. Und seither sind wir unglaublich stolz.»

Der Tod von George Michael nach einem Herzleiden im Dezember 2016 im Alter von nur 53 Jahren habe den Wintersportort tief getroffen: «Es wurde extra ein Christbaum zu seinem Gedenken aufgestellt – und alle, die wollten, durften etwas daran aufhängen.»

Doch der Weihnachtshit lebt in Saas-Fee weiter.


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