Angelika Spindler (65) wurde heftig angefeindet – jetzt schliesst sie ihre Beiz in Unterbäch VS
«Mir wurde geraten, das Dorf zu verlassen»

Die Dorfbeiz in Unterbäch VS macht zu. Grund sind einige Dorfbewohner, die die Unternehmerin beleidigt haben sollen. Spindler hat genug davon – und zieht die Reissleine.
Publiziert: 04.04.2023 um 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2023 um 17:33 Uhr
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Aufruhr in Unterbäch VS.
Foto: Wikipedia
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Marian NadlerRedaktor News

Angelika Spindler (65) hat genug. Sie macht ihre Dorfbeiz an der Dorfstrasse in Unterbäch VS schon nach wenigen Monaten wieder dicht. Der Grund: Einige Dorfbewohner hatten ihr und ihrem Team beleidigende Whatsapp-Nachrichten zukommen lassen. Zudem habe es anhaltende negative Gespräche im Dorf gegeben. Zuerst hatte der «Walliser Bote» berichtet.

Ihren Kundinnen und Kunden kündigte sie die Schliessung mit einem Aushang an. «Betitelt wurden wir mit so dumm wie blond und sehr vieles mehr hintenrum ...», heisst es darin. Das Augstbord-Team bedankt sich in dem Schreiben ganz herzlich bei den «lieben Gästen». Man bedaure den Entschluss und hoffe auf Verständnis. Spindler hatte das Lokal im vergangenen Sommer eröffnet.

Auf Blick-Anfrage gibt sie sich zurückhaltend, will nur wenig darüber verraten, was passiert ist. «Ich bin nicht gegen das ganze Dorf», betont sie. Es wären nur zwei oder drei Dorfbewohner, die mit der Gastronomin ein Problem hätten. «Mir wurde geraten, das Dorf zu verlassen.»

Spindler freut sich auf «ruhigere Zeiten»

Die Entscheidung, die Dorfbeiz zu schliessen, sei «ein persönlicher Entschluss». «Es kommt darauf an, wie viel ich ertragen möchte», sagt sie. «Mir reicht es eben.»

Sie habe viel in ihr Unternehmen investiert. Eine Bäckerei, die sie zeitgleich mit der Beiz eröffnet hatte, musste schon nach sechs Monaten schliessen. Jetzt ist endgültig Schluss.

Ihr Team habe die Nachricht weit weniger gut verkraftet. Es habe Tränen gegeben. «Die Enttäuschung war sehr gross», erzählt sie.

Spindler blickt jetzt «ruhigeren Zeiten an anderer Stelle» entgegen. Sie besitzt seit mehr als vier Jahren eine Ferienwohnung im Dorf, will sich auf die Vermietung dieser konzentrieren. Für das Restaurant lässt sie sich aber eine Hintertür offen: Für Veranstaltungen, die im Voraus angemeldet werden, bleibt die Beiz geöffnet. «Wenn grössere Gruppen, zum Beispiel Vereine, auf mich zukommen, mache ich das Restaurant gerne wieder auf», so Spindler.

Beschimpfte Spindler ihre Gäste?

Für die Whatsapp-Nachrichten will laut dem «Boten» niemand im Dorf gerade stehen. Ein anonymer Unterbächner wirft ihr mangelndes Taktgefühl vor. Sie habe ihre Gäste beschimpft, behauptet er.

Die Zeitung zitiert Gemeindepräsidentin Sarah Zenhäusern, die die Schliessung bedauert. «Es ist definitiv schade, dass der Betrieb schliesst, aber wir von der Gemeinde können nicht ins Unternehmertum eingreifen.»

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