Waffendeal mit Dschungel-Rebellen?
Lausanner (39) schmort im Indonesien-Knast

Im indonesischen Dschungel wurde ein Mann aus Lausanne verhaftet. Die Regierung in Jakarta wirft ihm vor, bewaffnete Separatisten unterstützt zu haben. Laut dem Romand war alles ganz anders.
Publiziert: 13.10.2018 um 21:05 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 11:29 Uhr
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Jakob Skrzypski (39) aus Lausanne posiert im Rechtsextremen- T-Shirt. Er soll einen Waffendeal mit indonesischen Separatisten geplant haben.
Foto: zvg
Fabian Eberhard

Die Regierung in Jakarta hat Jakób Skrzypski (39) zur Gefahr für die innere Sicherheit erklärt. Der Mann soll versucht haben, einen Waffendeal mit gewalttätigen Separatisten einzufädeln.

Skrzypskis angebliches Ziel: eine Unabhängigkeitsrevolte der Papua-Bevölkerung im Osten des weltgrössten Inselstaats. Seit Jahren leisten Ureinwohner dort Widerstand gegen die indone­sische Herrschaft. Laut der US-Zeitung «Washington Post» wurde Skrzypski Ende August mit ­Rebellen im Dschungel verhaftet. Dem Polen drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis wegen Hochverrats.

Recherchen zeigen jetzt: Skrzypski wohnte bis vor kurzem in der Schweiz. Über Jahre arbeitete er in einer Fabrik in Lausanne. Mehr noch: Der mutmassliche Waffendealer war auch hier politisch aktiv. Noch Anfang Jahr weibelte er in der Romandie für die No-Billag-Ini­tiative. Er nahm auch an einer Diskussion darüber im westschweizer Fernsehen RTS teil und traf sich kurz darauf mit Schweizer Jungpolitikern zum Apéro.

Vernetzt unter Neonazis

Skrzypski hegt Sympathien für extremistische Gruppierungen. Auf Facebook posiert er in einem T-Shirt mit dem Aufdruck «Defend Helvetia» (die Schweiz verteidigen) – ein beliebtes Motiv unter Rechtsextremen. Ebenfalls auf Facebook wirbt er für polnische Neonazis, aber auch für kurdische Freiheitskämpfer. Einer seiner virtuellen Freunden ist Dominic Lüthard, Chef der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos).

Nachdem der SonntagsBlick die Anwältin von Skrzypski kontaktierte, meldete sich der Lausanner persönlich. Er hat ein Mobiltelefon ins Gefängnis geschmuggelt und klagt: «Ich bin hier völlig isoliert, darf weder Freunde noch Familie kontaktieren.» Die Zellen im indonesischen Knast seien überfüllt, die hygienischen Bedingungen katastrophal.

Die indonesische Justiz aber hat kein Erbarmen. Ende September verlängerte sie Skrzypskis Haft um 40 Tage. Dann soll er vor Gericht gestellt werden.

«Ich wollte die Region ansehen»

Der Verdächtigte selbst weist die Vorwürfe gegen ihn als lächerlich zurück: «Ich war weder in einen Waffendeal involviert, noch unterstütze ich separatistische Gruppierungen in Indone­sien.» Er sei nach Papua gereist, um Freunde zu treffen und sich die Region anzusehen. «Mein einziges Vergehen war, dass ich Leute getroffen habe, die sich im Nachhinein als Unabhängigkeitsaktivisten herausgestellt haben.»

Zweifel an den Vorwürfen gegen Skrzypski haben auch Menschrechtsorganisationen in Indonesien. Die Regierung des Landes unterdrückt Separationsgelüste seit Jahren mit Repres­sion. Auch friedliche Autonomie-Bestrebungen werden kriminalisiert.

Das Aussendepartement in Bern hat Kenntnis vom Fall. Laut Sprecherin Carole Wälti habe man bereits Abklärungen zu den Hintergründen vorgenommen. Weil der eingesperrte Pole aber keinen Schweizer Pass besitzt, könne man sich dazu nicht äussern.

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