«Ekelerregend, besitzergreifend, manipulativ»
Vater vergewaltigte Tochter regelmässig – 15 Jahre Haft

Ein Vater aus Yverdon VD wurde zu 15 Jahren hinter Gittern verurteilt. Er vergewaltigte seine eigene Tochter regelmässig und über mehrere Jahre. Die Mutter sah darüber hinweg – und muss nun auch in den Knast.
Publiziert: 10.11.2023 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2023 um 22:11 Uhr
Das Kriminalgericht des Broyebezirks und des nördlichen Waadtlands verurteilte den Mann zu 15 Jahren Gefängnis. (Archivbild)
Foto: LAURENT GILLIERON

Ein Vater ist am Freitag in Yverdon VD wegen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Mutter wurde schuldig gesprochen, die Augen vor den Taten ihres Ehemanns verschlossen zu haben. Sie erhielt eine Freiheitsstrafe von vier Jahren.

Das Kriminalgericht des Broyebezirks und des nördlichen Waadtlands befand, dass die Schuld des Vaters «erdrückend» sei und seine Taten «schwerwiegend» seien. Es beschrieb einen «ekelerregenden, besitzergreifenden und manipulativen» Mann, der seine Tochter in «ein Objekt» verwandelt habe, um seine «Triebe» zu befriedigen.

Er missbrauchte sie im Wohnzimmer

Die heute etwa 20-jährige Frau wurde zwischen 2013 und 2019 fast jede Woche missbraucht. Vergangene Woche hatte sie vor den Richtern von ihrem jahrelangen Martyrium, ihrer psychischen Not und ihrer Magersucht berichtet. Sie beschrieb, wie ihr Vater sie abends auf dem Sofa im Wohnzimmer vergewaltigte, wie er sie manipulierte und bedrohte. Sie berichtete auch, wie ihr Peiniger sie für sexuelle Gefälligkeiten kaufte, damit sie sich mit Cannabis versorgen konnte, von dem sie in der Zwischenzeit abhängig geworden war.

In ihrem Urteil betonten die Richter die «zerstörerische Rolle» des Mannes, seinen «feigen und besitzergreifenden Charakter». Er habe «niederträchtige» Handlungen an dem Mädchen begangen, das er eigentlich beschützen sollte. «Er war seiner Rolle als Vater unwürdig», stellte das Gericht fest.

Die Verantwortung des Mannes in seinen Fünfzigern, der sich seit fast zwei Jahren in Untersuchungshaft befindet, sei «voll und ganz» gegeben. Trotz einer «beginnenden» Einsicht und einer Entschuldigung, die «aufrichtig zu sein scheint», verhängten die Richter eine hohe Strafe, nahe den von der Staatsanwaltschaft geforderten 17 Jahre.

Mutter wollte Familienideal bewahren

Die Mutter wurde zur Komplizin der Handlungen ihres Mannes erklärt. Das Gericht sagte, es glaube «den Dementis der Angeklagten» nicht, wenn sie beteuerte, dass sie von nichts gewusst habe.

Als ihre Tochter ihr während Ferien in Spanien von den ersten Berührungen berichtete, hätte die Mutter «in Alarmbereitschaft» sein müssen, wie es «jeder Elternteil» gewesen wäre, stellten die Richter fest. Die Mutter habe auch nicht versucht, «den langsamen psychischen und physischen Verfall ihrer Tochter zu verstehen». 

Diese Frau habe «nichts sehen wollen» und es vorgezogen, ihre Tochter zu «opfern» und sie «unter demselben Dach wie ihr Peiniger» zu lassen, um «ein Familienideal zu bewahren», fuhr das Gericht fort.

Mutter versuchte, behinderten Sohn zu töten

Die Mutter wurde auch verurteilt, weil sie versucht hatte, ihren jüngeren Sohn mit einer schweren Behinderung zu töten. Aus Wut über einen Anfall ihres Kindes hatte sie ihm ein Schlafmittel in den Mund gesteckt, es dann aber schnell wieder herausgezogen.

Die Richter stellten fest, dass die Frau zu diesem Zeitpunkt in einem schweren depressiven Zustand war und sogar die Auslöschung der gesamten Familie in Erwägung gezogen hatte. Das Gericht bezog das «vergiftete Klima» in der Familie mit «verbalen Misshandlungen» und «Gewalttaten» in die Urteilsabwägung mit ein.

Neben der Gefängnisstrafe wurde der Vater dazu verurteilt, seiner Tochter 80'000 Franken für immaterielle Schäden zu zahlen. Beide Eltern müssen zudem ihrem jüngeren Sohn 10'000 Franken als Genugtuung bezahlen.

Tochter «am Boden zerstört» wegen Strafe der Mutter

Die missbrauchte junge Frau war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Sie wurde jedoch von ihrer Anwältin telefonisch darüber informiert. Diese berichtete anschliessend, dass ihre Mandantin «gemischte Gefühle» bezüglich des Urteils habe.

Sie freute sich über die 15-jährige Strafe, die ihr «symbolisch» die Kindheit und Jugend zurückgebe, die ihr gestohlen worden seien. Im Gegensatz dazu sei sie «am Boden zerstört» durch die Strafe gegen ihre Mutter, der sie sich angenähert habe, sagte die Anwältin.

Die Anwältin der Mutter sprach von einem «Schock» für ihre Mandantin. Ohne die Vorfälle «verharmlosen» zu wollen, sprach sie von einer «schweren Strafe» und erklärte, dass sie Berufung einlegen werde. Der Anwalt des Vaters wollte sich nicht äussern. (SDA)

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