Tragödie mit vier Todesopfern in Montreux VD
Gehörte die Familie zur Prepper-Bewegung?

Die fünfköpfige Familie, die am Donnerstag von einem Balkon in Montreux VD stürzte, war nach neuesten Erkenntnissen wohl Teil der Prepper-Bewegung. Sie sollen isoliert gelebt haben und nur zwei von 5,5 Räumen in der Wohnung genutzt haben.
Publiziert: 27.03.2022 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2022 um 15:10 Uhr
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Am Donnerstag stürzte eine Familie aus dem 7. Stock eines Hochhauses in Montreux VD.
Foto: AFP

Wie konnte eine Familie so verzweifelt sein, dass sie sich am Donnerstag von einem Balkon im Stadtzentrum von Montreux VD stürzte? Die Ermittlungen der Waadtländer Kantonspolizei zu dem schockierenden Vorfall werden weiter fortgesetzt, vieles ist in dem Fall noch unklar.

Die grösste Hoffnung, Licht ins Dunkel zu bringen, ist der 15-jährige Sohn, der den Sturz als Einziger überlebt hat. Sein «sehr kritischer Zustand» hat sich laut der Polizei «stabilisiert». Ob bereits ein Gespräch mit dem Teenager, der seine ganze Familie verloren hat, stattgefunden hat, ist nicht klar.

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Fenster der Wohnung abgedichtet

In der Zwischenzeit haben mehrere französische Medien zahlreiche Erkenntnisse über den Tathergang gesammelt. Das «Journal du Dimanche» berichtete, dass es «kaum Zweifel» an einem Massenselbstmord gebe und dass es sich um eine Sekte gehandelt habe. Es wurden auch Stimmen laut, die davon sprachen, dass die Familie Teil der Prepper-Bewegung gewesen sei.

Diese These wird durch Informationen von «Le Parisien» gestützt: Die Fenster der Wohnung waren abgedichtet, während sich die Familie in zwei Zimmern einer Wohnung mit 5,5 Zimmern zurückgezogen hatte. Der Rest des Hauses soll mit Dosen und Medikamenten vollgestellt gewesen sein, was die Paket-Flut erklärt, welche die Nachbarn, mit denen Blick gesprochen hat, der Hausverwaltung gemeldet haben. Dieses Verhalten wirkt umso merkwürdiger, als die drei erwachsenen Bewohner der Wohnung alles andere als Aussenseiter waren – zumindest auf dem Papier.

Grossvater der Zwillinge war berühmter Schriftsteller

Im Jahr 2013 kreuzte sich der Weg von Marc F. mit der Schweiz. Er heuert in Lausanne bei einer Firma an, die sich auf den Online-Verkauf von Eintrittskarten, insbesondere im Sportbereich, spezialisiert hat. Auf seinem Profilbild im sozialen Netzwerk posiert er in einem Stadion, während seine damalige Firma für die grosse Ticketlotterie für die Fussball-EM 2016 in Frankreich zuständig ist. Im Zuge des Ereignisses machte sich der aus Marseille stammende Mann selbständig.

Laut «JDD» sind die Zwillinge die Enkelinnen eines angesehenen algerischen Schriftstellers, der in diesem Jahr vor 60 Jahren verstarb und am 15. März deshalb «auf Wunsch von Emmanuel Macron» geehrt wurde. Der Mann wurde von der «Organisation de l'armée secrète» (OAS), einer rechtsextremen Bewegung, die gegen die Unabhängigkeit Algeriens war, ermordet.

«Seit 15 Jahren keine Nachrichten mehr»

Das «Journal du Dimanche» war das erste Medium, das die Aussage eines Angehörigen der verstorbenen Familie in Montreux zitiert hat. Der Schwager des Paares erklärte, dass er seit fünfzehn Jahren nichts mehr von Marc F. und seiner Frau gehört habe. «Sechs Monate nach ihrer Hochzeit haben sie den Kontakt brutal abgebrochen», erklärt er. Die achtjährige Tochter tauchte laut mehreren Quellen nicht bei der Einwohnerkontrolle auf. Wie ihre Eltern überlebte sie den Sturz aus 22 Metern Höhe am Donnerstagmorgen nicht. Kann ihr älterer Bruder, der überlebte, also das Geheimnis um diese Tragödie lüften? (chs/as)

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