Regionalzug-Drama bei Yverdon VD
Vom Geiselnehmer gestalkte Frau bricht ihr Schweigen

Qader B. nahm im Februar in einem Zug bei Yverdon VD 13 Menschen als Geiseln. Die Mitarbeiterin eines Asylbewerberheims, die von dem psychisch kranken Mann vor der Tat gestalkt wurde, berichtet nun erstmals von ihrem Albtraum.
Publiziert: 13.06.2024 um 20:36 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2024 um 20:46 Uhr
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Im Februar hat ein Asylbewerber in einem Regionalzug im Kanton Waadt mehrere Geiseln genommen.
Foto: Keystone

Im Februar erschütterte ein dramatisches Ereignis die Schweiz: Ein kurdisch-iranischer Asylbewerber nahm am Abend des 8. Februars auf der Fahrt von Sainte-Croix VD nach Yverdon VD zwölf Passagiere und den Zugführer als Geiseln. Bewaffnet hatte sich der Mann dafür mit einer Axt, einem Messer und einem Hammer. Vier Stunden lang waren die Geiseln Qader B.* (†32) ausgeliefert, ehe die Polizei die Verhandlungen abbrach und den Mann erschoss. Die Geiseln wurden im Anschluss unverletzt aus dem Zug befreit.

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B. war vor der Tat psychisch labil und hatte eine krankhafte Obsession für eine Angestellte (30) des Bundesasylzentrums Les Rochat entwickelt. «Ich hatte ständig Angst», offenbart sie nun in einem Interview mit dem Westschweizer Fernsehsender RTS.

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Der Asylbewerber soll sie nach eigenen Angaben belästigt haben, seit er im September 2022 ins Zentrum gekommen war. Seine Annäherungsversuche lehnte sie immer wieder entschieden ab. Doch nach seiner Verlegung nach Genf wurde alles nur noch schlimmer. «Ich begann in sehr kurzer Zeit viele Nachrichten zu erhalten», berichtet das Stalking-Opfer. Er behauptete, sie habe ihn verhext.

«Sehr oft begleitete mich der Sicherheitsdienst des Zentrums und holte mich von meinem Auto ab, um mich ins Zentrum zu begleiten», berichtet die junge Mutter. Regelmässig wurde die Waadtländer Polizei aufgefordert, den Antragsteller abzuholen und zum Bahnhof Yverdon zurückzubringen, damit er nach Genf zurückkehren kann.

Genfer Sozialamt ergreift Massnahmen

Als sich die Frau von sich aus an die Waadtländer Polizei wandte, riet diese von einer Anzeige ab. Sie sei nicht direkt und körperlich bedroht, so die Begründung. Nur: So blieb das Sozialamt in Genf im Dunkeln über das Ausmass der Probleme.

Qader B. wurde mehrmals kurzzeitig psychiatrisch eingewiesen, entkam jedoch und floh ins Ausland. Nach seiner Rückkehr nach Genf Ende Januar 2024 und kurz vor der Geiselnahme erlitt er einen Nervenzusammenbruch – ein Vorzeichen, das übersehen wurde. «Dem Mann geht es besser. Er braucht keine medizinischen Massnahmen oder eine Therapie, wie er sagt», hiess es laut RTS in seiner Akte. 

Die Tragödie im Regionalzug hat Konsequenzen: Das Genfer Sozialamt hat Massnahmen ergriffen, um solche Krisen künftig zu verhindern und die Betreuung der Migranten zu verbessern. Und: Die Ausbildung des Personals wird intensiviert, um die Gesundheit und das Wohlergehen der Schutzbefohlenen sicherzustellen.

* Name bekannt 

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