Prozess in Lausanne
Elf Jahre Knast für Überfall auf Geldtransporter

Das Bezirksgericht Lausanne hat am Freitag einen 44-jährigen Algerier für die Mitbeteiligung an dem Raubüberfall auf einen Geldtransport in Le Mont-sur-Lausanne zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Beute wurde bis heute nicht gefunden.
Publiziert: 11.03.2022 um 18:44 Uhr
Um die Spuren zu verwischen, steckten die Täter nach dem Überfall auf den Geldtransporter in Le Mont-sur-Lausanne mehrere Fahrzeuge in Brand. Trotzdem fanden die Ermittler DNA-Spuren, die die Ermittler zu dem Mann führten, der am Freitag zu elf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. (Archivbild)
Foto: CYRIL ZINGARO

Der Prozess vor dem Bezirksgericht Lausanne war der erste gegen einen mutmasslichen Beteiligten der Überfälle auf Geldtransporter im Waadtland zwischen 2017 und 2019, die immer nach ähnlichem Muster verliefen. Das Gericht befand den Mann des qualifizierten Raubes, der vorsätzlichen Brandstiftung, der erheblichen Sachbeschädigung, des Verstosses gegen das Waffengesetz und des Diebstahls eines Fahrzeuges für schuldig.

Mit der Strafe von elf Jahren Gefängnis blieb das Gericht nur geringfügig unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die zwölf Jahre Haft beantragt hatte.

Drei Jahre hat der Mann, der derzeit in Orbe VD inhaftiert ist, bereits in Untersuchungshaft abgesessen. In Frankreich sass er bereits wegen eines anderen Raubüberfalls zwölf Jahre im Gefängnis.

Trotzdem behauptete er vor Gericht, er sei weder an der Organisation noch an dem Überfall in Le Mont-sur-Lausanne im Juni 2019 selbst beteiligt gewesen. Er sei von «einem Bekannten» in letzter Minute als Fahrer angeworben worden, nachdem eine andere Person abgesprungen war. Abgesehen von diesem «Bekannten» kenne er die anderen Mitglieder nicht.

Die aus Lyon stammende Verbrecherbande hatte den Geldtransporter mit gestohlenen Kleinbussen gerammt, die Kuriere überwältigt und diese mit Sturmgewehren bedroht. Nachdem sie am Tatort mehrere Fahrzeuge in Brand gesteckt hatten, flüchteten die Täter mit einer Beute von schätzungsweise 20 bis zu 25 Millionen Franken, die bis heute nicht gefunden wurde.

Der Verurteilte war beim Überfall durch einen Flammenrückschlag schwer verletzt worden. Er flüchtete zunächst in die Wohnung eines Komplizen in Epalinges VD, bevor er sich nach Frankreich absetzte und schliesslich nach Spanien zurückkehrte. Seine Reise endete in der Abteilung für Brandverletzungen im Spital von Alicante, wo ihn Ermittler etwa zehn Tage später festnahmen.

Die Polizei konnte ihn insbesondere dank DNA-Spuren und abgehörter Telefongespräche ausfindig machen, Weitere Beteiligte am Überfall in Le Mont und Hintermänner wurden im November 2020 bei einer Razzia der Polizei in der Region Lyon festgenommen. Einige der Täter, laut Staatsanwaltschaft drei bis fünf Personen, laufen jedoch weiter frei herum.

Im Gegensatz zu dem Mann, der in Lausanne vor Gericht gestellt wurde, werden die anderen Festgenommenen vor französische Gerichte gestellt. Der Verlauf der Ermittlungen und die Tatsache, dass Frankreich seine Staatsangehörigen nicht ausliefert, ist der Grund, warum sich nur ein Angeklagter in der Schweiz vor Gericht verantworten muss.

Zwischen 2017 und 2019 gab es im Kanton Waadt eine beispiellose Serie von Angriffen auf Geldtransporte. 2017 in Nyon, im Februar 2018 in Chavornay, im April und im Juni 2018 in Le Mont-sur-Lausanne, im August 2019 in La Sarraz und im Dezember 2019 in Daillens.

(SDA)

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