Polizisten von fahrlässiger Tötung freigesprochen
Familie von Mike (†39) akzeptiert Urteil nicht

Vor wenigen Tagen wurden die sechs Lausanner Polizisten, die der fahrlässigen Tötung von Mike Ben Peter beschuldigt waren, freigesprochen. Jetzt zieht der Anwalt der Familie des Opfers den Fall ans Kantonsgericht weiter.
Publiziert: 26.06.2023 um 21:21 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2023 um 07:25 Uhr
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2018 ist Mike Ben Peter nach einem Polizeieinsatz gestorben. Sechs Polizisten wurden der fahrlässigen Tötung beschuldigt und vor wenigen Tagen freigesprochen.
Foto: KEYSTONE

Seit letzter Woche ist bekannt: Die sechs Lausanner Polizisten, die der fahrlässigen Tötung von Mike Ben Peter (†39) beschuldigt waren, wurden freigesprochen. Die Familie des Todesopfers akzeptiert das Urteil nicht und will die Freisprüche weiter ans Kantonsgericht ziehen. Das kündigte der Anwalt der Familie am Montag an.

Der Anwalt Simon Ntah bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen Bericht der Tageszeitung «Le Temps». Seine Mandanten gingen davon aus, dass die Untersuchungen mangelhaft waren.

Schon während des Prozesses hatte Ntah angekündigt, den Instanzenweg, wenn nötig bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu gehen. Nach der Verkündung des erstinstanzlichen Urteils am 7. Juni hatte die Witwe erklärt, sie werde sich nicht mit den Freisprüchen abfinden.

Staatsanwaltschaft liess Anklage plötzlich fallen

Das Lausanner Strafgericht hatte die Polizisten vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Es folgte die Staatsanwaltschaft, welche die Anklage während des viertägigen Prozesses in einer spektakulären Kehrtwende hatte fallenlassen.

Das Gericht stützte sein Urteil auf die medizinischen Gutachten. Demnach liess sich nicht mit Sicherheit sagen, dass Mike Ben Peter aufgrund des Polizeieinsatzes gestorben war. Das Urteil führte zu heftigen Reaktionen. «Schande» oder «Komplizenschaft der Justiz» riefen einige Personen im Gerichtssaal.

Polizisten schlugen ihn und setzten Pfefferspray ein

Mike Ben Peter hatte sich 2018 in Lausanne den Polizisten bei einer Drogenkontrolle widersetzt. Um den 39-Jährigen in Schach zu halten, schlugen ihn die Polizisten und setzten Pfefferspray ein, bevor sie ihn überwältigten und auf den Bauch legten. Der Mann starb am nächsten Tag an einem Herz-Kreislauf-Stillstand, nachdem er ins Universitätsspital Chuv in Lausanne gebracht worden war.

Der Fall sorgte über die Westschweiz hinaus für Schlagzeilen. Es wurden Vergleiche gezogen zwischen dem Nigerianer Ben Peter und dem Afroamerikaner George Floyd, der 2020 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota von einem weissen Polizisten getötet worden war. (SDA)

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