«Sicherheit der Menschen an Bord war zu keinem Zeitpunkt gefährdet»
Easyjet überrascht nach Beinahe-Absturz mit Aussage

Eine Easyjet-Maschine konnte eine Katastrophe in letzter Sekunde verhindern. Recherchen des Westschweizer Mediums «24 heures» zeigen: Beinahe wäre die Maschine in den Genfersee gestürzt.
Publiziert: 08.02.2024 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2024 um 08:52 Uhr
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Eine Easyjet-Maschine auf dem Weg nach Genf konnte einen Absturz in letzter Sekunde verhindern.
Foto: DUKAS

157 Passagiere eines Easyjet-Fluges vom schottischen Edinburgh nach Genf entgingen am 5. November 2023 knapp einer Katastrophe. Im Anflug auf die Landebahn 22 des Genfer Flughafens stürzte der Jet über dem Genfersee beinahe ins Wasser. Recherchen von «24 heures» legen nun Details zum Vorfall offen. 

Der schweizerische Sicherheitsuntersuchungsdienst (Sust) gab am 16. Januar bekannt, dass eine Untersuchung wegen eines als «schwerwiegend» eingestuften Vorfalls eingeleitet wurde. In der Mitteilung hiess es lediglich, dass die Maschine im Anflug deutlich unter die «Sinkfluglinie» absackte. 

Nur noch 230 Meter über Wasseroberfläche

Das bedeutet: Das Flugzeug flog zu nah am Wasser. Die Sinkflugausrichtung ist der Winkel, den das Flugzeug in der Endphase einer Landung einhalten muss. Aus bisher unbekannten Gründen hielten sich die Piloten der brandneuen A320-Neo-Maschine, die der britischen Tochtergesellschaft von Easyjet gehört, nicht daran und sanken in der Folge viel zu tief.

Auf der Höhe von Chens-sur-Léman, noch 12 Kilometer von der Landebahn in Cointrin entfernt, trennten das Flugzeug laut «24 heures» nur noch 230 Meter vom Wasser. Bei einem idealen Anflug werden die Flugzeuge an dieser Stelle 750 Meter über dem Genfersee erwartet.

Glücklicherweise funktionierten die Sicherheitsnetze an diesem Tag. Die niedrige Flughöhe löste im Tower in Cointrin offenbar einen Alarm aus. «Überprüfen Sie sofort Ihre Höhe!», wiesen die Fluglotsen die Crew an. 

«Man darf nicht nachdenken»

Durch eine massive Beschleunigung konnten die Piloten einen Aufprall in letzter Sekunde verhindern. Wären der Sinkflugwinkel und die Sinkfluggeschwindigkeit beibehalten worden, wäre das Flugzeug in weniger als 30 Sekunden auf dem Wasser aufgeschlagen, schreibt die Zeitung. Sie bezieht sich auf öffentliche Daten der Air-Tracking-Website ADSBexchange. 

Das Flugzeug gewann wieder an Höhe und flog eine Schleife über Thonon, bevor es beim zweiten Versuch problemlos landete. 

Die geografischen Besonderheiten von Genf und der dem aus Schottland kommenden Flugzeug zugewiesene Anflug könnten bei dem Vorfall eine Rolle gespielt haben, analysiert der Experte. «Der Kontrollturm wies das Flugzeug an, einem der kürzesten Anflüge zu folgen, der zwischen Gland und Rolle verläuft.» Diese «Abkürzung» zwingt die Besatzung, nach dem Passieren des Juras einen schnellen Sinkflug einzuleiten.

Easyjet: «Die Sicherheit der Menschen an Bord war nicht gefährdet»

«In einer solchen Situation dürfe man nicht nachdenken: Man gibt einfach wieder Gas, um so schnell wie möglich wieder an Höhe zu gewinnen», erklärt ein Pilot eines Airbus A320, der regelmässig nach Genf fliegt, gegenüber «24 heures». Der Experte kann sich die gefährliche Situation, in der sich die Easyjet-Maschine befand, nicht erklären. «Ich weiss nicht, was an diesem Tag im Cockpit passiert ist, aber dort muss der Schlüssel zur Erklärung liegen.». 

Die Sust konnte auf Anfrage von «24 heures» keine näheren Angaben zu den laufenden Ermittlungen machen. Die Inspektoren des Bundes bestätigen jedoch, dass sie im Besitz der Daten der Flugschreiber sind.

Easyjet kündigt seinerseits an, «die Untersuchung der Sicherheitsbehörden in vollem Umfang zu unterstützen, um ein vollständiges Verständnis der vergangenen Ereignisse zu erlangen und gegebenenfalls entsprechend zu handeln». Die Airline gibt gegenüber der britischen Zeitung «The Sun» an: «Die Sicherheit der Menschen an Bord war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.» Sicherheit habe für die Fluggesellschaft oberste Priorität. Die betroffenen Piloten wurden laut der Airline zuerst beurlaubt, sind mittlerweile aber wieder im Dienst. 

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