«Wieso musste der Lastwagen Mami treffen?» Das fragt Tochter Djulia (4) ihren Vater Sylvain Solioz jeden Tag. Dabei zieht sich Solioz' Herz immer zusammen. «Was soll man da sagen, wenn man es selber noch nicht begriffen hat», sagt er dem Westschweizer Magazin «L'illustré».
Nizza hätte ihr erster grosser Urlaub werden sollen. Die fünfköpfige Familie hatte nicht viel Geld und dafür extra ihren Gürtel enger geschnallt. Doch alles kam ganz anders: Der 34-Jährige aus Yverdon verlor beim Terrorangriff auf der Promenade des Anglais in Nizza seine Frau Cristina (†31) und seine Tochter Kayla (†6). Durch die Amok-Fahrt des Attentäters starben 86 Menschen, 434 wurden verletzt.
Noch immer hört er den lauten Krach, der am Abend des französischen Nationalfeiertags plötzlich hinter ihnen hörbar wurde. Dann sei alles sehr schnell gegangen. Nur eine gefühlte Sekunde später lag seine Tochter Kayla bewusstlos in einer Blutlache neben ihm. Seine Frau daneben. Djulia suchte nach dem Kinderwagen mit Kiméa drin. «Ich war in Panik.» Es waren Szenen wie im Krieg auf der Promenade des Anglais.
Die Sanitäter versuchten seine Frau wiederzubeleben. «Als ich die langen Linien auf dem Monitor sah, wurde mir klar, dass sie tot war.» Im selben Moment wurde Tochter Kayla im Krankenwagen weggebracht. «Ich durfte nicht einmal mitfahren.» Es war das letzte Mal für Solioz, dass er seine Tochter lebend gesehen hatte. Sie verstarb Stunden später im Spital.
Seitdem versucht der junge Vater mit seinem Leben weiterzumachen. «Meine erste Priorität sind Djulia und Kiméa. Sie helfen mir über den Verlust hinweg.» Um sich selbst kümmert er sich jedoch nicht. «Ich bin später dran», meint er.
«Sie haben mir mein Glück geraubt», sagt er. Hass auf den Attentäter hat Solioz aber keinen. «Das hat keinen Sinn.» Es sei ihm wichtiger, die vielen Fragen seiner Tochter Djulia zu beantworten. Um die Geschehnisse aufzuarbeiten ist der junge Vater Anfang August mit seinen beiden Töchtern zurück an den Unglücksort Nizza gefahren.