Das Schicksal kennt keine Gnade. Bei Dreharbeiten für einen Film reisst am Dienstagmorgen eine Lawine die zweifache Walliser Freeride-Weltmeisterin Estelle Balet († 21) aus dem Leben.
Kurz vor 8 Uhr. Bilderbuch-Wetter am Le Portalet oberhalb von Orsières VS. Balet kennt das Mont-Blanc-Massiv. Als 10-Jährige ist sie vom Skifahren aufs Snowboard umgestiegen. Die wilden Hänge sind ihr Terrain. Steile, enge Couloirs zwischen trutzigen Felsen. Und alles erst noch frisch verschneit.
Nur gut 70 Kilometer von ihrem Daheim in Vercorin VS entfernt steht Balet bereit für ihren Ritt auf dem Snowboard. Was niemand weiss: Es ist ihr letzter. Als Zweite fährt Estelle los. In einem Couloir löst sich eine Lawine, reisst Balet von ganz oben am Berg nach ganz unten ins Tal. Einen Kilometer weit. Die 21-Jährige ist gegen die Naturgewalt chancenlos. Trotz Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS), Airbag und Helm.
«Ein Teil ihrer Jacke ragte unten aus dem Schnee», sagt Polizei-Sprecher Jean-Marie Bornet zu BLICK. Obwohl Balet vom Filmteam sofort aus dem Lawinenkegel geborgen wird, stirbt sie an der Unfallstelle. Die Verletzungen sind zu schwer.
Ein Zufall? Vor zwei Wochen hat sich Balet gegenüber BLICK noch über die Gefahren in ihrem Sport und über die Angst vor dem Tod geäussert. «Wir sind keineswegs verrückt. Wir analysieren alles, um die Risiken zu minimalisieren. Für mich ist unser Sport weniger gefährlich, als wenn jemand mit den Ski Abfahrt fährt.»
Vor einem Wettkampf sei der Tod für sie kein Thema, hat Balet da auch gesagt. «Nie. Auch wenn Unfälle nicht auszuschliessen sind, sollte man nicht nur an die negativen Punkte denken. Sonst bist du mental nicht in einem guten Zustand.»
Auch an ihre Eltern hat Balet vor zwei Wochen noch gedacht: «Sie lieben meinen Sport. Beide sind sehr gute Skifahrer. Sie wissen, dass ich nicht verrückt bin.»
Zwei Wochen später ist Estelle tot. Die Eltern trauern. Auch das Swatch Proteam, für das Balet seit September 2012 fährt, reagiert geschockt: «Estelle war die amtierende Weltmeisterin im Freeride Snowboarding und gewann erst kürzlich ihren zweiten WM-Titel in Folge. In ihrer erst dritten Saison als Profifahrerin auf der World Tour war sie am Anfang ihrer jungen Karriere. Ihr fröhliches Lächeln und die energiegeladene Lebenslust bleibt bei uns in wärmster Erinnerung.»
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