Hanspeter Gerber (56) und seine Frau Marianne (51) gingen 2013 mit ihrem Zoofachgeschäft Konkurs. Sie mussten das Elternhaus des Mannes in Ins BE verkaufen, wo die einst sechsköpfige Familie wohnte.
Seit zwei Jahren lebt das Ehepaar nun auf einem Campingplatz in Montécu FR. Endstation. «Der Besitzer des Campingplatzes hat uns trotz unserer finanziellen Probleme aufgenommen», sagt Gerber. «Dafür sind wir sehr dankbar.» Er hat gesundheitliche Probleme. Trotzdem arbeitet Gerber in einem Teilzeitjob beim Tierschutz. «Einen anderen Job bekomme ich nicht. Meine Frau war 20 Jahre lang Hausfrau. Auch sie ist nicht mehr vermittelbar.»
Seit November 2017 bekommt das Ehepaar Sozialhilfe. «Wir wollten nie so leben. Doch jetzt geht es nicht mehr anders», sagt Gerber. Das Campingleben stört das Ehepaar nicht. «So zu wohnen, war irgendwie auch unser Lebensabend-Ziel.»
Wegen Panne bei Sozialamt von Uni geschmissen
Viel schlimmer hat der soziale Abstieg aber den jüngsten Sohn (23) getroffen. Nach der Matura begann er ein Mathematik- und Physikstudium an der Universität Bern. «Es lief alles bestens, er hatte gute Noten», sagt Gerber.
Doch das Sozialamt in Ins BE schlampte. Drei Mal vergass die Behörde, die Semestergebühren für den Sohn rechtzeitig zu bezahlen. Resultat: Die Uni schmiss den Studenten deswegen 2016 raus. «Es löschte unserem Sohn ab. Er sagte, er könne dieses Gstürm wegen der unbezahlten Rechnungen nicht mehr haben.» Sein Studium führte er nicht mehr weiter.
Der Sozialdienst in Ins kann auf BLICK-Anfrage nicht beantworten, weshalb die Rechnungen verspätet bezahlt wurden. Chefin Ferdinanda Brauchli ist erst seit 2017 im Amt: «Seit ich da bin, schauen wir, dass alle Rechnungen rechtzeitig bezahlt werden.»
Im letzten Sommer begann der Sohn von Gerber nun eine Lehre als Koch im Wallis. Doch auch hier hat er Pech. «Das Restaurant, wo er eine Lehre macht, läuft nicht gut. Sein Lehrmeister sagte ihm im Februar, er müsse die Lehre abbrechen.»
Keiner will den Junior
Seither steht der Junior vor dem Nichts. «Er kann nicht bei uns wohnen, weil das auf dem Camping nicht gestattet ist», sagt Gerber. «Meine Frau und ich erhielten als Letzte von der Gemeinde eine Wohnsitzbewilligung.» Auch im Wallis ist ihr Sohn abgeblitzt. «Auf dem Sozialamt sagte man ihm, dass seine Eltern ihn unterstützen müssen, bis er 25 Jahre alt ist.»
Doch die Eltern haben kein Geld. «Wir sind zwischen Stuhl und Bank gefallen», sagt Gerber. «Es kann doch nicht sein, dass wir als Schweizer Familie jedesmal wieder eins aufs Dach bekommen.»
Der jüngste Sohn hofft jetzt, dass er rasch eine neue Lehrstelle findet. Das Studio, in dem er im Wallis wohnt, bezahlt vorläufig Gerbers Schwägerin. «Zum Glück haben wir einen guten Familienzusammenhalt.»