Seit 25 Jahren verbringt Severino Diener (63) aus Brugg AG den Sommer mit seiner Familie auf einem Campingplatz am Neuenburgersee. In dieser Saison sollte es nicht anders sein. Doch die kleinen Raupen des Eichenprozessionsspinners machen Dieners nun einen Strich durch die Rechnung.
Denn beim Campingplatz gibt es eine Invasion der Raupe, deren Härchen hochgiftig sind. Auf der Haut des Frührentners und seiner Enkeltochter (4) lösen sie heftigen Ausschlag und Juckreiz aus. In einem Nest können bis zu 300 Raupen des Eichenprozessionsspinners sein.
Für Dieners und andere Camper ist die Invasion ein Fiasko. «Ich bin mit den Nerven am Ende! Es beisst, beisst und hört nicht auf. Ich kann nicht mehr schlafen», sagt Diener zu BLICK. Seiner Enkelin ergehe es gleich. Erholsame Ferien klingen anders!
Mehr als doppelt so viele Fälle
Dieners Schicksal teilen viele: Dieses Jahr gibt es in der Schweiz so viele Fälle wie noch nie. 35 Meldungen trafen bei der Tox Info Suisse bis jetzt ein – mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.
Auch Campingplatz-Besitzer Alain Blanc ist überrascht: «So was haben wir noch nie erlebt!» Die Raupen hätten dieses Jahr rund 30 Eichen befallen. Warum es zur Invasion gekommen ist, kann sich der zuständige Forstingenieur nicht so recht erklären. Mögliche Gründe sind: milder Winter, warmer Frühling oder ideale Luftfeuchtigkeit.
Dabei sind vor allem auch Tiere gefährdet: Hunde, die mit ihren Schnauzen am Boden schnuppern, kommen schnell in Kontakt mit den giftigen Haaren der Prozessionsraupe. Frisst der Hund eine Raupe, stirbt er.
Tierchen tot, Gefahr bleibt
In Neuenburg hat Blanc rasch reagiert. So hat er eine Firma zur Schädlingsbekämpfung angeheuert. Diese brannte während drei Tagen die Raupennester nieder und sammelte die Überreste mit Staubsaugern ein. Besonders fies: Die Härchen der Raupe bleiben auch dann giftig, wenn die Tiere bereits seit Jahren tot sind.
Bei Blancs Campingplatz ist der Schaden trotz dieser Massnahmen aber bereits angerichtet. Dieners Freunde und Familie wollen nun nicht mehr wie geplant ihre Sommerferien am Neuenburgersee verbringen. «Tagsüber müssen wir den Campingplatz verlassen und den Wohnwagen immer geschlossen halten», sagt der 63-Jährige.