Sonntagnachmittag am Pigne d’Arolla: 14 Skitouren-Fahrer werden oberhalb von Arolla VS von einer Schlechtwetterfront kalt erwischt. Die Alpinisten wollen in der Berghütte «Cabane des Vignettes» Schutz suchen – allen voran der italienische Bergführer (†59).
Das Drama nimmt seinen Lauf. Denn der 59-Jährige stürzt auf der Suche nach der Schutzhütte ab. Die verbleibenden 13 Alpinisten sind auf sich gestellt. Wegen der schlechten Wetterverhältnisse entschieden sich die Skitouren-Fahrer nicht auf eigene Faust nach der Hütte zu suchen. Stattdessen harrten sie auf 3270 m.ü.M. die Nacht im Freien aus. Fatal – denn sie lag nur wenige Hundert Meter entfernt. Der Entscheid endete für sechs Alpinisten letztlich tödlich (BLICK berichtete)
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«Ich konnte das Spital wieder verlassen»
In der Nacht auf Montag wurden im Unglücksgebiet Temperaturen unter – 5 Grad registriert. Doch mit Windböen bis zu 79 km/h und Schneefall sei die gefühlte Temperatur deshalb extrem tief gewesen. Allesamt erleiden eine Unterkühlung. Doch sieben Skitouren-Fahrer überleben.
Einer von ihnen ist Alpinist Tommaso P. (50), ein Architekt aus Mailand, der die meiste Zeit des Jahres eigentlich in Australien lebt. «Mir geht es gut, ich konnte das Spital wieder verlassen», sagt P. zur italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Er kam für die Wahlen nach Italien und um gemeinsam mit seinen Kollegen in die Berge zu gehen.
Alpinist Tommaso P. (50) hat «dank seiner Erfahrung überlebt»
Tommasos Vater, Stefano P., berichtet in der italienischen Tageszeitung «Corriere della Sera» von der Schreckens-Nacht seines Sohnes am Pigne d’Arolla. Die Nacht auf dem Berg sei extrem lang und absolut dunkel gewesen. Tommaso habe versucht Gymnastik zu machen, um nicht einzuschlafen. «Er ist die ganze Nacht wach geblieben. Ich weiss nicht, wie er das geschafft hat», sagt sein Vater. Doch für den 50-Jährigen sei laut dessen Vater klar, dass «er nur dank seiner Erfahrung überlebt hat».
Laut Stefano P. hat sein Sohn auch die anderen Alpinisten ermutigt sich zu bewegen, um wach zu bleiben. «Aber es war so dunkel, dass er sie gar nicht sehen konnte», sagt Tommasos Vater. Der 50-Jährige wusste daher schlicht nicht, wie es seinen Kollegen ging. «Er ahnte aber Schlimmes», so der Vater.
«Bei Sonnenaufgang haben sie Help geschrien!»
Dass die restlichen Alpinisten überlebten, haben sie Tommaso P. und seiner deutschen Kollegin (48) zu verdanken. «Bei Sonnenaufgang haben sie zwei Skifahrer in der Ferne gesehen und laut ‹Help› geschrien. Diese haben dann Alarm geschlagen», zitiert Stefano P. seinen Sohn.
Auch wenn die Hilfe greifbar war. Bis letztlich alle in Bergnot geratenen Alpinisten vom Pigne d’Arolla gerettet wurden, habe es gedauert. «Der Helikopter konnten nicht landen. Darum musste ein Helfer jeden einzeln hochziehen.» (rad)