«Wir sagten ihr, es sei gefährlich»
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Hüttenwart Killian Emmenegger:«Wir sagten ihr, es sei gefährlich»

Russin nach zwei Tagen aus Gletscherspalte gerettet – Monte-Rosa-Hüttenwart ist entsetzt
«Sie wollte in Turnschuhen über den Gletscher!»

Nur durch Zufall hörten Berggänger die Hilferufe der Russin, die in den Walliser Alpen in eine Gletscherspalte abgestürzt war. Die Touristin hatte keine entsprechende Ausrüstung dabei. Der Hüttenwart der Monte-Rosa-Hütte hatte noch versucht, sie zu warnen.
Publiziert: 27.08.2020 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2020 um 16:14 Uhr
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In den Walliser Alpen ist eine Russin am Sonntag in eine Gletscherspalte gefallen. Nur mit Glück konnte sie nach 48 Stunden lebendig geborgen werden.
Foto: Air Zermatt
Luisa Ita

Diese Frau hat dem Tod direkt in die Augen geschaut: Am Sonntag stürzt eine Russin mit Wohnsitz in Deutschland am Monte-Rosa-Massiv 10 bis 15 Meter tief in eine Gletscherspalte. Ohne Ausrüstung, ohne Begleiter und in kurzen Hosen! Beinahe wäre es ihr eisiges Grab geworden.

Zwei Tage lang harrt die Russin in der Gletscherspalte aus. Am Dienstag kann sie sich dann endlich Gehör verschaffen. Nur durch Zufall hören Berggänger, die einen Umweg gehen mussten, die verzweifelten Hilferufe und schlagen Alarm. Die Frau konnte dann zur Überraschung aller Beteiligter unverletzt und kaum unterkühlt aus der Spalte gerettet werden. Die Air Zermatt nennt die Rettung der Russin eine «Wunderrettung».

Sie hatte wohl schon in der Nacht zuvor biwakiert

Doch eigentlich hätte es gar nicht so weit kommen sollen. Die Dame wurde nämlich eindringlich gewarnt. Der Hüttenwart der Monte-Rosa-Hütte, Kilian Emmenegger (35), erzählt: «Morgens um 8 Uhr ist die Frau bei der Hütte aufgekreuzt.» Um überhaupt bis dahin zu gelangen, musste sie offenbar schon über den Gletscher wandern. «Bis hierher ist er aber noch schneefrei und man sieht die Spalten besser», sagt Emmenegger. Erst weiter oben auf dem Grenzgletscher liege Schnee. Dort sehe man die tückischen Spalten dann kaum mehr.

Emmenegger mutmasst, dass die Russin wohl zuvor schon irgendwo in der Region Gornergrat oder Rotboden übernachtet hat: «Sie hatte nämlich ein Mätteli dabei. Ansonsten hatte sie nur einen kleinen Rucksack, trug Turnschuhe und wollte so über den Gletscher!» Eine Angestellte hätte sich der Dame angenommen und sie versucht, von ihrem gefährlichen Vorhaben abzubringen.

Russin wollte nach Italien

«Für diese hochalpine Tour braucht man mindestens Steigeisen, ein Seil, einen Klettergurt und man geht sicher nicht allein», so der Hüttenwart. Nichts von alledem hatte die Russin dabei. «Das ist kein Spaziergang hier oben! Das haben wir der Frau auch gesagt. Wir haben ihr versucht zu erklären, dass das ein Gletscher ist und man nicht einfach darüber spazieren kann», erzählt der 35-Jährige. Doch die Frau hörte nicht auf die Ortskundigen und marschierte kurzerhand los.

Irgendetwas liess die Russin aber dann doch noch einmal umkehren, erinnert sich der 35-Jährige: «Sie kam dann wieder zurück und hat der Angestellten auf ihrem Tablet etwas gezeigt. Sie sagte: ‹Thats the way to Italy!›» («Das ist der Weg nach Italien») Warum sie unbedingt nach Italien wollte, hatte die Frau nicht gesagt. Emmenegger erzählt weiter: «Nach dieser ersten Rückkehr ist die Frau noch ein wenig um die Hütte herumgeirrt. Danach ging sie hoch, kam wieder herunter und von da an hat sie niemand mehr gesehen.»

«Das ist kein Spaziergang hier oben»

Zwei Tage später dann der Schock: Beim Verladen in den Helikopter erkennt das Hütten-Team die schlecht ausgerüstete Russin vom Sonntag wieder. Kilian Emmenegger kann sich nur ausmalen, was für eisigen Temperaturen die Dame ausgesetzt gewesen sein musste: «Bei der Hütte ist es zurzeit am morgen etwa 5 Grad, tagsüber wird es wärmer. Aber die Frau war ja noch 1000 Meter höher als die Hütte.»

Auch wenn die Dame Glück hatte: Der 35-Jährige weist wiederholt darauf hin, wie unvernünftig ihr Plan war. «Das ist einfach kein Spaziergang hier oben, das ist eine hochalpine Tour!»

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