Die 21-seitige Anklageschrift listet Unfassbares auf: Auswanderer Robert T.* (73) soll in Thailand von 2000 bis 2014 über 80 Buben missbraucht haben. Und: Der Luzerner soll seine Opfer auch anderen Kinderschändern aus Europa «vermittelt» haben. Machte Tausende Fotos. Die Opfer mussten dafür obszön posieren und Sex mit anderen Buben praktizieren. Im Haus von T. fand die Polizei Gleitmittel und Schachteln mit Kondomen.
Ab Dienstag steht er deswegen in Bulle FR vor Gericht. Die Anklage: Menschenhandel, Kinderpornografie und Sex mit Kindern.
Perfides Abhängigkeitssystem
T. baute ein perfides Abhängigkeitssystem auf: Die Eltern seiner Opfer liess er für sich arbeiten. Seine Pädo-Freunde figurierten als Götti der Buben. Sie bezahlten Schule und Zahnarzt. Für Fotos und Sex gab es einen Extrabatzen.
Die Fotos entstanden in der Gogo-Bar von T. in Pattaya und in seiner Villa im Dorf Nonghoi. «T. war für die Buben interessant, weil er einen Swimmingpool hatte», so die Anklageschrift. T. galt als Gönner des Dorfes.
2015 befragten Freiburger Polizisten Opfer in Thailand. Einige wurden zehn Jahre lang missbraucht. Auf den Fotos sieht man, wie die Buben älter werden. Sieben wurden gefunden, drei treten vor Gericht als Nebenkläger auf.
Verteidiger will Prozess platzen lassen
Der Pflichtverteidiger von T., David Aïoutz bestreitet die Rechtmässigkeit des Verfahrens: «Ich beantrage den Prozess für ungültig zu erklären.» T. sei bereits für das Gleiche von einem thailändischen Gericht freigesprochen worden.
T. gibt nur zu, die Fotos gemacht zu haben. Alles andere streitet er ab. «26 Personen in Thailand beglaubigten notariell, dass sie für ihre Aussagen gegen meinen Mandanten Geld erhielten. Die Thai-Behörden zahlten jedem umgerechnet 6000 Franken, das sind vier Jahreslöhne.»
Einschlägig vorbestraft
Doch T. ist ein Wiederholungstäter. 1980 wurde er im Kanton Freiburg und 1991 im Wallis wegen Sex mit Minderjährigen verurteilt. 2013 wurde T. in Thailand verhaftet. 2014 sprach ihn ein lokales Gericht wegen «unpräziser Zeugenaussagen» frei.
Robert T. kehrte im November 2014 nach Bulle zurück. Von dort kommt seine Mutter. Im Februar 2015 verhafteten ihn die Freiburger. Robert T. sitzt seither im Gefängnis.
Der Prozess wurde auf vier Tage angesetzt. Das Urteil wird am Freitag erwartet.
* Name der Redaktion bekannt
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