Ein brutales Verbrechen hat Morges VD am Samstagabend erschüttert. Rodrigo G.* (†29) wird von einem Schweiz-Türken im Döner-Imbiss von Günel Abdur Kadir kaltblütig niedergestochen. «Der Mörder kam rein und ging direkt zu Rodrigo. Ein Stich – und er war tot», sagt Kebab-Chef Kadir nach der grausamen Tat zu BLICK. Rodrigo G. hat keine Chance. Er stirbt noch vor Ort.
Vier Tage sind seit der Bluttat vergangen. Jetzt werden immer mehr Details zum 26-jährigen Täter bekannt. So war der Schweiz-Türke dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) bereits seit 2017 bekannt, unter anderem aufgrund des Konsums und der Verbreitung von dschihadistischer Propaganda, wie die Bundesanwaltschaft (BA), die den Fall am Montag von der Kantonspolizei Waadt übernommen hat, nun in einer Mitteilung bekannt gibt.
Motiv soll «Rache an der Schweiz» gewesen sein
Laut dem Westschweizer Radio und Fernsehen «RTS», das sich unter Berufung auf eine mit der Untersuchung vertraute Quelle stützt, soll der Täter von Morges aus «Rache an der Schweiz» und für den «Propheten Mohammed» gehandelt haben. Die BA bestätigt, dass ein terroristisches Motiv für die Tat in Morges nicht ausgeschlossen werden kann. Die Hintergründe der Tat werden durch die BA in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden des Kantons Waadt, fedpol und dem NDB abgeklärt.
Dem Schweiz-Türken werden zudem weitere Straftaten zur Last gelegt. So hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt im April 2019 gegen den schweizerisch-türkischen Doppelbürger ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Brandstiftung an einer Tankstelle in Prilly VD eröffnet. Im Zuge der Ermittlungen ist die Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt bei der Untersuchung auf Hinweise auf einen möglichen dschihadistischen Hintergrund der beschuldigten Person gestossen, die sich mit den Informationen des NDB deckten.
Täter von Morges wurde im Juli aus U-Haft entlassen
Aus diesem Grund hat die BA das Strafverfahren im Oktober 2019 zuständigkeitshalber übernommen. Zudem hat die BA ihre Ermittlungen basierend auf dem Bundesgesetzes über das Verbot der Gruppierungen «Al-Qaida» und «Islamischer Staat» sowie verwandter Organisationen, die Unterstützung bzw. Beteiligung an einer kriminellen Organisation und der Gewaltdarstellungen ausgedehnt.
Seit dem Brand-Anschlag auf die Tankstelle in Prilly befand sich der Schweiz-Türke in U-Haft. Diese wurde durch das Zwangsmassnahmengericht mehrfach verlängert, zunächst auf Antrag der Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt und nach Übernahme durch die BA auf deren Antrag hin. Im Juli 2020 hat das zuständige ZMG auf Antrag der BA, welche sich insbesondere auf ein psychiatrisches Gutachten stützte, die beschuldigte Person aus der Haft entlassen.
Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Schweiz-Türken wegen Mordes
Dies unter Auflage von verschiedenen Ersatzmassnahmen, die von den involvierten Behörden erarbeitet wurden. Zu den vom Gericht verfügten Ersatzmassnahmen gehörten unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre, eine Meldepflicht sowie ein Waffen-Trage-Verbot. Bis zum tragischen Tötungsdelikt vom 12. September 2020 sei der BA kein Verstoss gegen die auferlegten Ersatzmassnahmen gemeldet worden, die eine erneute Inhaftierung gerechtfertigt hätte.
Infolge der Bluttat in Morges hat die BA das bereits im April 2019 eröffnete Strafverfahren auf die Tatbestände der vorsätzlichen Tötung und des Mordes ausgedehnt. Der Schweiz-Türke wurde am 13. September 2020 vorläufig festgenommen. Die BA hat beim zuständigen Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft für den 26-Jährigen beantragt. (rad)
*Name geändert
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