Der in Lausanne lebende Spitzenkoch Benoît Violier (†44) setzte seinem Leben am Sonntag mit einer Schusswaffe ein Ende. Er war Chefkoch des Sterne-Restaurants «L'Hôtel de Ville» in Crissier VD und galt als bester Koch der Welt. Violier war von Gault-Millau mit 19 Sternen ausgezeichnet. Er hinterlässt Sohn Romain (12) und Gattin Brigitte Violier, mit der er zusammen arbeitete.
Seine Freunde und Berufskollegen sind tief bestürzt. Der Schock sei etwa so gross wie das Unverständnis, schreibt 24 heures. Niemand habe das Drama kommen sehen.
Unternehmer und Investor des «L'Hôtel de Ville», André Kudelski, ist «sprachlos», wie er gegenüber zur westschweizer Zeitung sagt. «Wir sprachen über künftige Projekte, tolle Sachen.» Er wollte beispielsweise «Labo24» ausbauen. Ein Projekt, bei dem Jugendliche die Kunst des Kochens und Geschmacks näher gebracht werden sollte.
Louis Villeneuve, Chef im Hôtel de Ville, ist untröstlich. «Ich habe fünf Tage pro Woche an seiner Seite verbracht, wir standen uns sehr nahe. Aber er hat mir kein einziges Zeichen gegeben.»
«Er machte immer einen perfekten Eindruck»
Sein Vor-Vorgänger im «L'Hôtel de Ville», Koch-Legende Fredy Girardet zeigt sich ebenfalls schockiert: «Ich weiss nicht was ich sagen soll.» Er probiert es trotzdem: «Er war ein Schüler, ich mochte ihn sehr. Ich bin fassungslos. Ich sehe keinen Grund für eine solche Tat. Er war ein brillanter Junge. Er hatte ein grosses Talent und ein wahnsinniges Potenzial. Er machte immer einen perfekten Eindruck.»
«Das ist eine Katastrophe für seine Familie», sagte der Waadtländer Regierungsrat Pascal Broulis nach der Todesnachricht. Violier sei eine «sehr geschätzte» Persönlichkeit gewesen. Der Name Violier stehe neben Girardet und Rochat für die Erfolgsgeschichte des «L'Hôtel de Ville» in Crissier, sagte ein bewegter Pascal Broulis. «Benoît Violier hatte noch 20 Jahre vor sich, um Aussergewöhnliches zu vollbringen.»
Paul Bocuse schreibt auf Twitter: «Grosser Koch, grosser Mann, riesiges Talent.»
Anne-Sophie Pic, Chefin im Beau-Rivage in Lausanne: «Schrecklich traurig über den brutalen Verlust von Benoît Violier. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seiner Equipe. Mir fehlen die Worte.»
Auch der französiche Berufskollege und Sternekoch Marc Veyrat teilt seine Trauer:
Weitere Berufskollegen und Schüler nennen ihn einen «grossartigen Chef» oder «extrem talentierten Chef». Sie alle hätten «viel von ihm gelernt.»
Litt er unter dem Erfolgsdruck?
Viele vermuten nach dem Suizid, dass Perfektionismus und Erfolgsdruck sowie der Stress möglicherweise einen Einfluss auf seine Tat hatte. «Ich hoffe, dass der Stress, der mit diesem Rang verbunden ist, nicht die Ursache war», sagt etwa der französische Küchenchef Pierre Gagnaire. (any/lha/ct)