Die Meldung ist knapp gehalten, der Inhalt kriegerisch. Am 3. August 2017 verkündet das US-Verteidigungsministerium auf seiner Website: «Coalition Removes ISIS Terrorists From Battlefield», Koalition beseitigt IS-Terroristen vom Schlachtfeld.
Angeführt von den USA, haben westliche Truppen bei Luftangriffen in Syrien führende Kämpfer des Islamischen Staates getötet. Einer von ihnen: Orhan Ramadani († 26), Mazedonier, umgekommen im Mai nahe der Stadt Mayadin.
Recherchen des SonntagsBlicks zeigen: Ramadani pflegte bis zu seinem Tod enge Beziehungen in die Schweiz. Kurz bevor er sich nach Syrien absetzte, hat er sich wiederholt in Genf, Bulle FR und im Kanton Zürich aufgehalten.
Bart und Nike-Sneakers
Unklar ist, ob der Mazedonier fest in der Schweiz wohnte – amtlich registriert war er nie. Fotos aus dem Oktober 2014 zeigen ihn in der Genfer Innenstadt. Jeanshosen, Nike-Turnschuhe und Dreitagebart. Kurz darauf posierte er erneut vor der Kamera. Diesmal in Rakka, der IS-Hochburg in Syrien. Grüne Militärhosen, Sandalen und langer, dunkler Bart. Über seiner Schulter hängt ein Gewehr.
Bis zu seinem Tod im Mai 2017 kämpfte Ramadani in einer brutalen Einheit der islamistischen Terrormiliz. Kommandiert wurde sie von Ridvan Haqifi, Kampfname Abu-Muqatil al-Kosovi, einem der prominentesten Balkan-Kämpfer. Auch er wurde von den Amerikanern getötet.
In die gleiche Truppe wie Ramadani reihte sich auch der Winterthurer Christian I. ein. Der Lehrling nannte sich 2015 in Abu Malik um und schloss sich dem IS an. Radikalisiert wurde er in der berüchtigten Radikalmoschee An’Nur im Winterthurer Hegi-Quartier. Mittlerweile soll er nicht mehr am Leben sein – gefallen in der syrischen Stadt Kobane.
«Schüttet Gift in ihre Drinks»
Orhan Ramadani seinerseits verschaffte sich in Syrien schnell Respekt. Am 4. Juni 2015 veröffentlichte das IS-Propagandazentrum al-Hayat Media ein englischsprachiges Video mit dem Titel «Die Ehre liegt im Dschihad». Darin rief eine Gruppe von Syrien-Kämpfern die Muslime auf dem Balkan dazu auf, Ungläubige zu töten. «Nehmt Gift, schüttet es in ihre Drinks, in ihr Essen. Tötet sie, wo immer ihr könnt!» Eine Drohung aus dem Herzen des Islamischen Staats.
Auch Ramadani tauchte im Video auf. Zu diesem Zeitpunkt bewegte er sich bereits im engen Kreis von IS-Anführern.
Wenige Monate davor schlenderte er noch durch die Genfer Innenstadt. Und: Mit seinem jüngeren Bruder aus Mazedonien – ebenfalls ein glühender IS-Fanatiker – besuchte er laut Insidern Bekannte in Kloten ZH und Glattfelden ZH.
Anschlagsziele in Europa
Welch gewichtige Rolle Ramadani beim Islamischen Staat einnahm, legen Informationen des US-Pentagons nahe. Demnach war der Mazedonier «verantwortlich für die Planung von externen Terroranschlägen». Konkret: Seine Aufgabe war es, Attacken in Europa zu organisieren.
Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) will sich nicht zum Fall äussern. Bei der Bundesanwaltschaft lief kein Verfahren gegen ihn.
Jetzt ist Orhan Ramadani tot. Er selber hatte sich das anders vorgestellt. Noch im Sommer 2015 kündigte er via Facebook-Chat an, dass er zurück in die Schweiz kommen wolle – zusammen mit der Terrorarmee des Islamischen Staats.
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