Ausgerechnet auf Mykonos wurde ein schwules Paar aus Lausanne brutal zusammengeschlagen. Die griechische Insel gilt als Ferienparadies vieler Homosexuellen. Auch Theo (39) und Denis (45) verbrachten dort ihren Liebesurlaub – bereits zum vierten Mal. Doch diesen Sommer reisten sie nicht wie gewohnt erholt zurück, sondern verletzt und unter Schock.
Einen Abend verbringen die Lausanner im Beach Club «JackieO'». Gegen 2 Uhr morgens sind sie müde und beschliessen zurück ins Hotel zu gehen. «Auf dem Heimweg trafen wir auf eine Gruppe von acht jungen Männern. Sie wirkten aufgeregt, aber ich dachte sie seien betrunken und feiern», sagt Theo gegenüber der Zeitung «Le Temps».
«Seine Nase war gebrochen»
Das schwule Paar läuft an der Gruppe vorbei und setzt sich in der Nähe auf eine Bank. Sie wollen noch kurz eine Zigarette rauchen. «Dann ging alles sehr schnell. Die Jugendlichen haben uns umzingelt und begannen, in einem aggressiven Ton mit uns zu reden. Aber wir haben sie nicht verstanden», so Theo.
Plötzlich packt ihn einer der Männer am Hals. «Als ich aufstand, wurde ich von einem Stein getroffen und fiel zu Boden. Dann wurde ich von der Gruppe brutal verprügelt. Immer wieder rief ich nach meinem Partner Denis.» Als sich die Jugendlichen aus dem Staub machen, sieht Theo seinen Freund blutend auf dem Boden liegen: «Seine Nase war gebrochen!»
Unter Schock stehen sie auf, laufen mit blutverschmierten Kleidern und zerschlagenen Gesichtern durch die Stadt und suchen nach Hilfe. «Wir haben so viele Menschen auf der Strasse getroffen, aber niemand hat uns gefragt, was passiert ist», erzählt Denis. «Da wir auch keine Ambulanz erreichen konnten, fuhren wir schlussendlich mit einem Taxi ins Spital!»
«So etwas soll nie wieder passieren»
Als die Sanitäter ihre Verletzungen sehen, rufen sie die Polizei. Daraufhin seien zwei Offiziere vorbeigekommen und hätten sich ihre Aussagen angehört. «Obwohl die Beamten über die homophobe Attacke überrascht waren, nahmen sie unserer Aussagen nicht auf. Sie sagten uns, wir sollen am nächsten Tag zur Polizeiwache gehen und dort unsere Aussagen machen.»
Nach einer ganzen Nacht im Spital wollen sich die beiden Opfer aber lieber von den Strapazen erholen. Sie verzichten auf einen Besuch bei der Polizeiwache, wollen sich nicht in ein «Verwaltungschaos» stürzen. Trotzdem wollen sie sich nicht wie stille Opfer verstecken und stellen Fotos von ihren Verletzungen ins Internet: «So etwas soll nie wieder passieren. Wir wollen die Gesellschaft darauf aufmerksam machen, dass man auch solidarisch sein kann, indem man Verletzten auf der Strasse Hilfe anbietet.»
Bereits Ende Mai wurde ein ähnlicher Fall publik. Ein lesbisches Paar wurde in London verprügelt, weil es sich nicht küssen wollte (BLICK berichtete). Auch dieses Paar stellte Fotos von den Verletzungen ins Netz, um ein Zeichen gegen homophobe Angriffe zu setzen. (frk)