«Eine solche Menge an Nichtkonformität und vor allem eine solche Menge, die man als kritisch einstufen muss, ist wirklich selten», sagte Georges Meseguer, Sektionschef Zertifikate und Zulassung beim Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic, am Montagabend in der Sendung 19h30 des Westschweizer Fernsehens RTS. Der Firmenchef habe die Anordnung Punkt für Punkt angefochten, doch die Missstände seien als so schwerwiegend eingestuft worden, dass die Behörden die aufschiebende Wirkung verweigert hätten.
Der Entscheid von Swissmedic, die Betriebsbewilligung für alle Aktivitäten im Bereich der übertragbaren Krankheiten des Menschen zu entziehen, wurde somit bereits im September rechtskräftig. Im Bericht der Arzneimittelbehörde wurde festgehalten, dass bei einer Weiterführung des Labors «eine konkrete Gefahr für die Gesundheit bestehen würde». Insgesamt wurden dem Labor 32 Mängel vorgeworfen, sowohl in Bezug auf die wissenschaftliche Qualität, die Hygiene als auch das Informatiksystem.
Laut RTS hat der kantonale Gesundheitsdienst ein eigenes Verwaltungsverfahren zur Konformität der anderen Tätigkeiten des Labors, wie zum Beispiel Blutentnahmen, eingeleitet. Als Vorsichtsmassnahme und ohne den Abschluss der Untersuchung abzuwarten, hat der Kanton Neuenburg den Standort schliesslich vor den Weihnachtsfeiertagen vollständig schliessen lassen.
Die Neuenburger Staatsanwaltschaft hatte im Sommer 2021 eine Strafuntersuchung gegen das Labor wegen möglicher Urkundenfälschung eingeleitet. Mehrere Angestellte hatten das Unternehmen angezeigt, weil es negative Covid-Zertifikate verschickt haben soll, ohne die Tests im Labor durchgeführt zu haben.
Die Untersuchung ist noch im Gang. Sie sei komplex und nehme mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich erwartet, da sehr viele komplizierte technische Computerdaten verarbeitet und analysiert werden müssten, sagte Staatsanwältin Manon Simeoni auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Simeoni rechnet damit, dass das Verfahren in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden kann.
Dem Labor wurden während der Corona-Pandemie regelrecht die Türen eingerannt. Es verzeichnete Spitzenwerte von bis zu 1000 Kundinnen und Kunden pro Tag. PCR-Tests ohne Termin wurden für 100 Franken, Schnelltests für 40 Franken ausgestellt.
(SDA)
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