Neonazi-Konzert in Seiry FR verhindert
Er wollte mit seinen braunen Brüdern im Primarschulhaus feiern!

Eine Neonazi-Gruppe wollte in Seiry FR bei einem Konzert feiern. Die Polizei stoppte die Party im letzten Moment. Ein Neonazi-Anführer aus der Westschweiz hatte den Saal reserviert.
Publiziert: 02.07.2017 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:05 Uhr
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Gaël R. hatte für das Neonazi-Konzert den Saal in Seiry FR gebucht.
Foto: zvg
Gabriela Battaglia

Das Dorf Seiry im freiburgischen Broyebezirk zählt rund 350 Einwohner. Am Samstagabend wurde die idyllische Ruhe plötzlich gestört. «Gegen 18 Uhr standen ein paar Typen vor dem Schulhaus», sagt ein Einwohner. «Sie tranken Bier und hörten Musik.»

Die Männer sind Neonazis. Sie wärmen sich auf für ein Konzert, das sie und ihre braunen Brüder am Abend im Gemeindesaal im ersten Stock des Primarschulhauses veranstalten wollen. Die Reservation für den Saal ging bei der Gemeinde am 24. Mai ein. Die 180 Franken Saalmiete sind nach dem Anlass zu bezahlen.

Reservation für ein Essen 

BLICK-Recherchen zeigen: Den Saal hat Gaël R.* (31) reserviert, einer der Anführer der rechtsextremen Hammerskins in der Westschweiz. Die autoritär und hierarchisch aufgebaute selbsternannte Bruderschaft versteht sich als Elite des arischen Widerstandes.

«Dieser Herr reservierte den Gemeindesaal für ein Essen mit rund 50 Personen», sagt Gemeindepräsident Gérard Brodard (57). «Wir schöpften keinen Verdacht, weil auch Auswärtige unseren Gemeindesaal oft für private Anlässe mieten.» 

Sie hatten einen Kühlschrank voller Bier dabei

Treffpunkt für die Nazi-Konzert-Besucher war am Samstag die Autobahnraststätte Rose de la Broye in Lully FR. Die Polizei bekommt in sozialen Medien Wind vom Anlass.

Auf der Raststätte stoppt sie rund 60 Neonazis und erfährt, dass sie nach Seiry pilgern wollten. Weil keine Bewilligung für den Nazi-Gig vorliegt, verbieten die Behörden den Anlass kurzfristig. «Sie hatten sogar einen Kühlschrank voller Bier angeschleppt», sagt ein Nachbar.

Bands gestoppt

Zwei Bands sollten am Neonazi-Konzert auftreten. Die italienische Gruppe Katastrof Aryan Rock konnte gar nicht erst in die Schweiz einreisen, weil den Musikern kurzerhand ein Einreiseverbot auferlegt wurde. Und die deutsche Neonazi-Band Wolfsfront musste Seiry mit einer Polizei-Eskorte verlassen.

Im Dorf ist man froh, dass das Konzert nicht stattfinden konnte. «Wir wollen hier keine solchen Nazi-Horden», sagt Gemeindepräsident Brodard zu BLICK. «Es ist fantastisch, dass das Ganze gestoppt wurde.» 

Hammerskins-Anführer R. stammt aus Fétigny FR. Seit kurzem wohnt der gelernte Sanitärmonteur in einem neuen Wohnblock in Cousset FR. Gestern war er nicht zu Hause. Er muss sich nun für eine Demonstration ohne behördliche Bewilligung verantworten.

* Name der Redaktion bekannt

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