Nach dem grossen Knall am Mittwoch ist bei der Klimajugend wieder etwas Ruhe eingekehrt. In der Uni Lausanne arbeiten die Teilnehmer des «Smile for Future»-Klimagipfels am Donnerstagvormittag ruhig und konzentriert.
Noch sind nicht alle Konflikte gelöst. Aber niemand will, dass sich die Heulkrämpfe und Zusammenbrüche vom Vortag wiederholen. Die beiden Schweizer Fanny Wissler (17) und Andri Gigerl (19) sind als Teilnehmer dabei – und erklären gegenüber BLICK die Hintergründe des Riesen-Zoffs.
BLICK: Wie habt ihr den Tag gestern erlebt?
Andri Gigerl: Er war sehr anstrengend und schwierig.
Wie kam es zu den Heulkrämpfen?
Gigerl: Das ganze Chaos kam aus einer Unterarbeitsgruppe der Strategiearbeitsgruppe. Diese arbeitet an konkreten Dingen, die wir vielleicht umsetzen wollen. Und es gab eben eine Unterarbeitsgruppe für Forderungen. Dort kam die Diskussion auf, ob wir grosse, sehr allgemeine, oder sehr detaillierte Forderungen wollen – wie zum Beispiel ein europäisches Nachtzugnetz.
Was war das Problem?
Gigerl: Beide Seiten waren sehr überzeugt von ihrer Position. Die ganze Situation war sehr angespannt.
Welche Rolle hatte Greta?
Gigerl: Sie ist eine normale Teilnehmerin. Und sie findet grundsätzlich, man sollte auf die Wissenschaft hören.
Fanny Wissler: Ich war mit ihr in der Forderungsgruppe und habe viel mit ihr diskutiert. Sie hört einem zu und ist wie alle anderen bereit, Kompromisse einzugehen. Greta hat sich klar für das 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung ausgesprochen, ein Teil der Gruppe wollte aber lieber eines von netto null bis zu einem bestimmten Jahr fordern.
Und um das zu klären, habt ihr die Medien rausgeschmissen?
Gigerl: Das war, weil Leute dabei waren, die nicht gefilmt werden wollten. Das ist natürlich anstrengend für Journalisten, aber das ist bei uns eben so, dass alle mit etwas einverstanden sein müssen.
Wissler: Viele von uns haben den Eindruck, die Welt schaut genau zu, was wir hier machen. Manche haben darum das Gefühl, sie dürfen keine Fehler machen.
Kostet eure basisorientierte Diskussionskultur nicht Zeit und Nerven?
Wissler: Total. Aber wir versuchen, eine Diskussionskultur zu haben, bei der jeder Mensch gehört wird und eine Stimme hat. Wenn man damit ein Problem hat, kann ich das nicht verstehen. Wenn jemand sich unwohl fühlt, dann hat das ja einen Grund.
Habt ihr euch schlicht übernommen?
Wissler: Ja, das haben wir. Was man aber wissen muss: Hier sind viele Minderjährige. Es ist das erste Mal, dass wir so was überhaupt machen. Dass es dann auch mal knallt, darf passieren.
Gigerl: Wir wollten viel. Aber es sind sich alle einig, dass wir es wenigstens versuchen müssen.
Warum?
Gigerl: Uns läuft die Zeit davon, wir spüren einen riesigen Druck, möglichst viel zu erreichen. Und die Frage ist natürlich auch, wann wir wieder so zusammenkommen können.
Wie empfindet ihr als Schweizer Teilnehmer den Event?
Gigerl: Wir als Schweizer sind sehr privilegiert. Für andere Teilnehmer ist das die erste grosse Reise. Wir haben vielleicht auch zu wenig klargemacht, wie es laufen soll. Und die unterschiedlichen Länder arbeiten unterschiedlich, das muss man akzeptieren.
Und was haltet ihr vom Gemotze über die Schweiz?
Wissler: Das war vielleicht eher aus einer Wut heraus. Alle sind dankbar, dass sie hierherkommen durften. Die Reise wurde bezahlt, man kriegt Essen und Trinken. Wer nicht will, muss kein Geld dafür zahlen.
Wie hat sich der Riesen-Zoff gestern ausgewirkt?
Gigerl: Dass wir heute mit einer anderen Sichtweise rangehen. Wie ich es heute erlebt habe, sind alle wieder viel mehr bereit, aufeinander einzugehen. Dafür braucht man vielleicht auch die Erfahrung.
Wissler: Dass wir versuchen, basisdemokratisch zu entscheiden, ist eine Herausforderung. Klar war der Donnerstag ein super anstrengender Tag für alle, die hier waren. Aber wir sind trotzdem allen anderen Jugendbewegungen voraus. Die 68er hatten zum Beispiel viel heftigere Streits und haben nicht wirklich im Konsens gearbeitet.
Genf – Genau 1,53 Grad wärmer sind unsere weltweiten Landflächen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Zu diesem Resultat kommt der Bericht des Weltklimarats, der gestern in Genf präsentiert wurde. Insgesamt 107 Forscher aus 52 Ländern haben sich daran beteiligt. Umweltschützer und zahlreiche Wissenschaftler sehen in dem Bericht den Beleg dafür, dass schnelles Handeln in möglichst vielen Bereichen unumgänglich ist. «Die Landflächen stehen unter einem wachsenden, von Menschen erzeugten Druck», sagte der Vorsitzende des Weltklimarats, Hoesung Lee. Lösungen sehen die Experten unter anderem in einer ökologischeren Produktion von Lebensmitteln. Die Autoren werben für eine ausgewogene Ernährung, die verstärkt auf Gemüse, Getreide und tierische Produkte aus nachhaltiger Produktion setzt.
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