Der Schock sitzt tief. Familie Egger aus Saas-Fee steht vor den Trümmern ihrer Existenz. Über 20 Jahre war das Haus im Dorfkern des Walliser Wintersportorts im Besitz des Metzger-Ehepaars Doris (53) und Oswald Egger (57). Jetzt muss es auf Ende Oktober abgerissen werden – aus Sicherheitsgründen. Das Haus versinkt langsam im Boden, ist stark einsturzgefährdet!
Das Drama nahm im Oktober 2017 seinen Lauf. Als die Familie aus den Ferien zurückkehrte, war ihr Haus ein Stück weit abgesackt. «Wir kamen auf einer Seite nicht mehr ins Haus, weil die Eingangstür klemmte. Und auch die Badezimmertüre ging nicht mehr auf und zu», sagt Hausbesitzerin Doris Egger zum «Walliser Boten». Ausserdem klaffte ein grosser Riss an der Aussenwand.
Haus ist in vier Wochen 4,5 Zentimeter abgesunken
Eggers melden den Schaden ihrer Versicherung. Sie holen Offerten für Expertisen von Geologen und Ingenieuren ein, um der Ursache für die Absenkung auf den Grund zu gehen. Einen definitiven Auftrag geben sie aber nicht. Zu hohe Kosten und die Wintersaison stehen kurz bevor.
Einige Monate vergehen. Das Problem aber bleibt. Als im März unter der weiter voranschreitenden Absenkung eine Glasscheibe zerbarst, holt Familie Egger eine Zweitmeinung eines Ingenieurbüros ein. «Binnen vier Wochen bewegte sich das Gebäude horizontal und vertikal um 4,5 Zentimeter», sagt die Besitzerin zur Zeitung. Kostenpunkt für die bis dahin erfolgten Expertisen: 30'000 Franken.
Unklar bleibt nach wie vor, wie es zur fatalen Absenkung kommen konnte. Fakt ist: Das Haus steht in einem einstigen Sumpfgebiet. Um die tatsächliche Ursache weiter zu erforschen, müsste das Ehepaar weitere 50'000 Franken aufbringen.
1,7-Millionen-Franken-Haus ist nichts mehr wert
Doch die Familie muss raus, es herrscht akute Einsturzgefahr. Nicht nur das Metzger-Ehepaar ist von der niederschmetternden Einschätzung betroffen. Im Haus wohnen auch Feriengäste und Mieter – auch sie müssen raus. Das Haus ist seither nicht mehr bewohnbar. Die Metzgerei musste geschlossen werden.
Das Geschäft an einem neuen Standort zu eröffnen, sei so kurz vor der Pensionierung keine Option. Eggers mussten sich seit der Evakuierung ihres Hauses beruflich neu orientieren. Oswald Egger arbeitet seither als Hilfsschreiner, seine Frau als Angestellte in einem Hotel.
Das Paar steht vor dem finanziellen Ruin, denn seine Versicherung kommt für den Schaden nicht auf. Laut der Versicherungsgesellschaft Helvetia sind Terrain-Senkungen in der Gebäudeversicherung gegen Elementarschäden nicht abgedeckt, so der «Walliser Bote». Auch eine zusätzliche Erdbebenversicherung hätte nicht gegriffen. Eggers haben ihr Haus für 1,7 Millionen Franken versichern lassen – jetzt ist es aber nichts mehr wert. Hinzu kommt, dass sie für die Abrisskosten aufkommen müssen. In ihrer Verzweiflung hat die Familie auf Cityhaus.ch einen Hilfsfonds eingerichtet. (rad)