Mafiosi aus Kalabrien schmuggelten im grossen Stil Drogen von Südamerika in die Schweiz.
Kokain-Deals bis ins Wallis

Oberwalliser Mafiosi gingen der italienischen Polizei mit Drogen ins Netz. In Kalabrien, Mailand und rund um Domodossola wurden in der Folge am Montag weitere zwölf Personen verhaftet.
Publiziert: 12.05.2018 um 17:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:40 Uhr
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Giovanni P. lebte seit den 90er-Jahren unbehelligt im Oberwallis.
Foto: zvg
Cyrill Pinto

Die italienische Polizei hatte die Gruppe schon länger beobachtet. Ihr Verdacht: Ein kriminelles Netzwerk schleust Drogen im grossen Stil aus Südamerika über Kalabrien in die Schweiz. Den Tipp erhielten die Italiener von den bolivianischen Grenzbehörden. Ein Mitglied der Gruppe wollte mit falschem Pass in das Transitland für Drogen reisen.

Als die Polizei seine Kontakte überprüfte, gingen ihr zwei Mafiosi mit Drogen im Gepäck ins Netz. So enttarnte die Polizei einen von der Mafia kontrollierten Drogenhandel rund um Giovanni R.* Am Montag stellte die Polizei in Domodossola (I) ihre Ermittlungs­ergebnisse vor: Die Drogen wurden über die Karibikinsel Guadeloupe nach Kalabrien und von Süditalien über Mailand bis in die Schweiz geliefert.

Zwölf Personen verhaftet

In Kalabrien, Mailand und rund um Domodossola wurden deswegen am Montag zwölf Personen verhaftet, zwei der Verhafteten wohnten in Glis VS. Giovanni P. (53) kam bereits in den 90er-Jahren ins Ober­wallis – auch seine Familie wohnt in der Schweiz.

Mario R.* (55) kam erst vor ein paar Jahren nach Glis. Daten der Einwohnerbehörde zeigen: Er meldete sich 2013 vom kalabresischen Mafia-Ort Condofuri kommend in der Oberwalliser Gemeinde an. Ihm kam die Polizei durch abgehörte Telefongespräche auf die Spur – obwohl die Gruppe nur über Telefonkabinen kommunizierte. Die Polizei erwischte den im Oberwallis gemeldeten Mario R. mit 300 Gramm Kokain. Gegenwert: rund 50 000 Franken.

Codename «Santa Cruz»

Gemäss der Staatsanwaltschaft in Domodossola, die ihren Ermittlungen den Namen «Santa Cruz» gab, sind die beiden Oberwalliser Mafiosi vorbestraft: Mario R. wegen Drogenschmuggels und unerlaubten Tragens einer Waffe, Giovanni P. wegen eines Drogendelikts und der Mitgliedschaft bei der ’Ndrangheta, der kalabresischen Mafia.

Gemäss der italienischen Polizei hatten die beiden Schweizer Mafiosi die Aufgabe, die aus Italien gelieferten Drogen in der Schweiz abzusetzen. Die Staatsanwaltschaft von Ossola (I) wies der Gruppe den Ankauf von Kokain im Wert von 26000 Euro nach. Dafür müssen sie sich nun vor Gericht verantworten.

Mit Mafia-Mitgliedern im Wallis gut vernetzt

Laut der italienischen Polizei nutzte die Gruppe ihre Kontakte zu mehreren Mafia-Clans, um die Drogen in Richtung Schweiz zu transportieren, darunter zum Clan von Caridi-Borghetto.

Auch die beiden Oberwalliser Mafiosi waren mit anderen Mafia-Mitgliedern im Oberwallis gut vernetzt: Zu ihren Freunden auf Facebook zählen beide auch den zuletzt in Visp VS wohnhaften Mafioso Leo C.* (56). Er wurde im August 2016 im Oberwallis verhaftet und im März 2017 an die italienischen Behörden überstellt.

Bereits im März 2016 wurden die beiden ’Ndrangheta-Mitglieder Antonio N.* (62) und Francesco N.* (36) im Oberwallis verhaftet und später nach Italien überstellt. Trotz dem Fahndungserfolg von dieser Woche bleibt die Mafia im Grenzkanton Wallis wohl weiter aktiv.

* Namen der Redaktion bekannt

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