Der Mörder der Genfer Sozialtherapeutin Adeline Morel (†34) wird nicht lebenslänglich verwahrt. Das ist ein Schock. Nicht nur für die Angehörigen des Opfers. 56,2 Prozent der Schweizer stimmten 2004 Ja für ein Gesetz zur lebenslangen Verwahrung.
Die Genfer Justiz hat heute gezeigt, wie die traurige Realität aussieht. Ein mutloses Gericht hat die Meinung von Psychiatern über die Justiz gestellt, anstatt ein starkes Zeichen zu setzen. Für die Opfer und nicht für die Täter.
Ja, die Experten bezeichneten den Mörder nicht als untherapierbar bis ans Lebensende. Eine Voraussetzung für die lebenslange Verwahrung. So steht es auf dem Papier. Klar ist aber auch: Die Psychiatrie ist keine exakte Wissenschaft.
Wir leben heute in einer Gesellschaft, die von einer Therapie-Kultur dominiert ist. Psychiater sind die neuen Götter. Psychopathen wie der Adeline-Mörder haben das begriffen. Sie spielen das Spiel mit: Killer Fabrice Anthamatten (42) war sichtlich erleichtert über das Urteil. Er möchte jetzt gern eine Therapie machen, das hatte er schon in seinem Schlusswort gesagt.
Es darf nicht sein, dass Mediziner bestimmen, wie unser Strafgesetzbuch angewandt wird. Seit 2004 ist das leider die Realität: In der Schweiz gibt es bisher nur einen einzigen lebenslang Verwahrten. Aus einem simplen Grund: Der Dirnenmörder Mike A. aus dem Thurgau zog sein Urteil nicht an das Bundesgericht weiter. Die Richter in Lausanne kippten bisher alle anderen Urteile für eine lebenslange Verwahrung.
Adelines Familie möchte, dass das Gesetz zur lebenslangen Verwahrung gestrichen wird. «Es ist nicht anwendbar», sagen sie. Trotzdem brauchen wir Richter, die mutig ein Zeichen setzen und der Justiz die Hoheit zurückgeben. In Genf ist das heute leider nicht geschehen.
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