Der Jura wurde in der Nacht auf gestern von heftigem Regen überrascht. Das Dorf Courroux bei Delsberg hat es besonders schwer getroffen. Rund 30 Häuser in der Nähe des Scheltenbachs wurden überschwemmt. «Wir wohnen seit 40 Jahren hier in diesem Haus, aber so etwas haben wir noch nie erlebt», sagt Philippe Aubry (70).
Der Rentner und seine Frau Michèle (69) versuchen, das Erdgeschoss ihres Hauses vom schlimmsten Schlamm zu säubern. «Alles ist hier unten kaputt. Die Waschmaschine und auch unsere beiden Autos sind futsch», sagt Aubry.
Meterhohes Wasser und tote Hasen
Das Wasser stieg fast einen Meter hoch. «Wir merkten in der Nacht nichts, wir schliefen. Als wir am Morgen runterkamen, traf uns fast der Schlag.»
Gegenüber liegt ein toter Hase in einem überschwemmten Garten. Das Haus ist unbewohnt, im Garten hatte es Hasen und Hühner. Einmal pro Tag kam jemand vorbei, um die Tiere zu füttern. Jetzt sind alle tot, ertrunken. Ihre Gehege: überschwemmt.
Der Regen setzte gegen zwei Uhr früh ein. Manith Mann (51) und seine Frau Chamroeun Mann (40) wurden von ihrem Nachbarn aus dem Schlaf gerissen. «Das ganze Parterre stand unter Wasser. Um 3.33 Uhr alarmierte ich die Feuerwehr.»
Die Rettungskräfte sind pausenlos im Einsatz. «Zum Glück ist in der Schweiz eine Versicherung obligatorisch», sagt Manith Mann. «Ich wohne seit 30 Jahren hier im Dorf. Das ist die dritte Überschwemmung.»
Nachbar Yannick Friche (42) versucht, mit einem Bläser die Hauswand zu trocknen. «Meine Frau wachte auf und sah die Katastrophe. Im Vergleich zu anderen sind wir noch glimpflich davongekommen.»
Bauarbeiten zu spät
Am Scheltenbach hat es eine Baustelle. Das Bachbett sollte gegen Hochwasser gesichert werden. Jetzt ist es zu spät. Die reissende Schelte riss sogar eine provisorische Brücke mit.
Auch im Nachbardorf Vicques JU sind mehrere Häuser überschwemmt. Philippe Gyger (33) hat sein Haus zehn Jahre lang in Eigenregie renoviert. Jetzt steht das ganze Parterre unter Wasser.
Eine Sitzgruppe, eine Matratze und anderer Hausrat liegen vor der Tür. «Meine Frau wachte um drei Uhr wegen der vielen Autos auf der Strasse auf. Es war die Feuerwehr. Ich dachte als Erstes daran, ob ich richtig versichert bin.»
Wohnung unbewohnbar
Nebenan wohnt seine Mieterin Clarissa d'Andrea (29). Sie zog erst im Dezember in die neue Wohnung ein. «Ich versuchte, das Wasser an der Haustür mit Decken zu stoppen. Es nützte nichts.»
Immerhin: Sie kann sich aus dem Schlafzimmer hinten in Sicherheit bringen. Aber: Die Wohnung ist für mindestens zwei Monate unbewohnbar.