Noch bis zum 16. Juli begehen Muslime den Fastenmonat Ramadan. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang verzichten sie auf die Einnahme von Speisen und Getränken.
Einer jungen Schülerin aus Lausanne ist diese religiöse Praxis nun aber gar nicht gut bekommen. Ende Juni, bei Aktivitäten ihrer Klasse im Freien, hatte das offenbar dehydrierte Mädchen einen Schwächeanfall erlitten.
Als die Lehrer der Schülerin zu Trinken geben wollten, weigerte sich diese allerdings – mit Hinweis auf den Ramadan. Auch ein Anruf bei der Mutter brachte keinen Erfolg. Sie verbot ebenfalls, ihrer Tochter Wasser zu geben.
In ihrer Verzweiflung kontaktierten die Lehrkräfte schliesslich einen Imam. Und der bestätigte, dass das entkräftete Mädchen durchaus etwas trinken dürfe.
«Eine Ignorantin»
In der Westschweiz hat der Zwischenfall, der von «20minutes.ch» publik gemacht wurde, hohe Wellen geschlagen. Und auch in der muslimischen Gemeinschaft für Empörung gesorgt.
Hafid Ouardiri, Direktor der Genfer «Fondation De L'entre-connaissance», bezeichnete die Mutter gegenüber dem Online-Portal als «Ignorantin». Das Fastengebot während des Ramadans gelte nämlich erst ab der Pubertät.
Zudem, präzisiert Grégory Stergiou, Präsident einer Islam-Organisation in Vevey, dürfe das Fasten im Falle eines Unwohlseins unterbrochen und später nachgeholt werden.
Für Hafid Ouardiri, dessen Organisation sich für den interkulturellen Austausch einsetzt, zeigt der Fall auch auf, «dass wir zusammenarbeiten müssen, um die Unwissenheit zum Verschwinden zu bringen.» Das Leben eines Menschen dürfe nicht im Namen der Religion in Gefahr gebracht werden.