Nach einer Serie von Paketbombenanschlägen in Genf hat die Polizei am Mittwochmorgen einen Tatverdächtigen festgenommen. Der 61-Jährige Schweizer wird verdächtigt, die Paketbomben zur Erpressung von Geldern hergestellt zu haben.
Die Festnahme sei im Rahmen einer gross angelegten Polizeiaktion in Genf erfolgt, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Der Mann stehe unter dem dringenden Verdacht, unter anderem an der Aktivierung von selbstgebauten Sprengsätzen und Sprengkörpern beteiligt gewesen zu sein, die 2024 in Genf mehrere Verletzte gefordert hatten.
Mehrere Explosionen verzeichnet
Bei der ersten Explosion im vergangenen August im Stadtteil St-Jean war ein Mann am Bein verletzt worden. Bei der zweiten Detonation im November im Quartier Grange-Canal wurde ein zwölfjähriges Mädchen schwer verletzt, das einen Briefkasten geöffnet hatte.
Eine weitere Explosion hatte sich bereits im April 2024 im Stadtteil Plan-les-Ouates ereignet. Dabei wurde eine selbstgebaute Waffe ausgelöst.
Erst im Januar wurde in einem Gebäude im Stadtzentrum von Genf ein verdächtiges Paket entdeckt. Zudem wurden mehrere Drohbriefe und Lösegeldforderungen an in der Schweiz tätige Unternehmen adressiert. Laut Medienberichten waren Sprengfallen unter anderem gegen die Uhrenmanufaktur Patek Philippe mit Sitz in Plan-les-Ouates GE gerichtet.
Ermittlungen von Europol unterstützt
Laut der Bundesanwaltschaft wird der Festgenommene verdächtigt, aktiv an der Herstellung und dem Anbringen dieser Sprengkörper sowie am Versand der Drohbriefe und Lösegeldforderungen beteiligt gewesen zu sein.
An der Verhaftung des Mannes waren Beamte der Bundespolizei Fedpol und der Genfer Kantonspolizei beteiligt, wie die Bundesanwaltschaft weiter mitteilte. Dieser seien intensive Ermittlungen von den eidgenössischen und kantonalen Behörden mit starker Unterstützung von Europol-Spezialisten vorausgegangen.
Die Bundesanwaltschaft wies darauf hin, dass für den Beschuldigten die Unschuldsvermutung gilt. Mit Blick auf das laufende Verfahren wollten sie keine weiteren Informationen zum Fall bekanntgeben.
Festnahme im Flughafenviertel
Laut Berichten der Nachrichtenportale von «20 Minutes» und «Le Temps» handelt es sich bei dem Beschuldigten um einen Genfer Kriegsfotografen. Er soll im Flughafenviertel festgenommen worden sein, nachdem er dank der Videoüberwachung einer Bank bei dem Versuch, eine als Lösegeld erhaltene Kryptowährung in Schweizer Franken umzuwandeln, enttarnt worden war.
Die Ermittler tappten in der Genfer Paketbombenaffäre lange im Dunkeln. Zunächst waren zwei Brüder in das Visier der Polizei geraten und vorübergehend in Untersuchungshaft genommen worden.
Im Dezember beziehungsweise Januar wurden die beiden jungen Männer, ein 26-jähriger und ein 32-jährige Schweizer, wieder auf freien Fuss gesetzt. Ende Februar wurde bekannt, dass die Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen die beiden Brüder einstellen will.