Im Kanton Waadt haben Apothekenmitarbeitende mutmasslich falsche Covid-Zertifikate ausgestellt. Sie sollen diese an Verwandte, teils gegen Geld, weitergegeben haben. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.
Die Waadtländer Kantonspolizei geht davon aus, dass etwa 100 falsche Zertifikate an Personen ausgestellt wurden, die weder geimpft noch getestet waren, wie sie am Freitag in einer Medienmitteilung schrieb. Es seien Ermittlungen im Gange, um die Urheberschaft und das Ausmass der gefälschten Bescheinigungen herauszufinden.
Es drohen Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren
Jeder, der falsche Covid-Zertifikate erstelle oder verwende, könne strafrechtlich verfolgt werden, schreibt die Polizei weiter. Diese Straftaten würden mit Geld- sowie Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren geahndet.
Auch im Kanton Genf sind Ermittlungen wegen missbräuchlich ausgestellten Covid-Zertifikaten im Gang. Dort war ein Fälscherring am Werk, vier Personen wurden festgenommen.
Stückpreis von 400 Franken
Unter den Festgenommen sind Mitarbeiter des Zivilschutzes, die in einem Impfzentrum arbeiteten, wie der Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot an einer Medienkonferenz sagte. Die mutmasslichen Täter sollen fast 200 gefälschte Zertifikate zu einem Stückpreis von 400 Franken und mehr verkauft haben.
Zudem seien Anwerber angeheuert worden, um Kunden zu finden und das Geld einzutreiben. Urkundenfälschung und Korruption seien mögliche Straftatbestände, sagte Jornot.
Werden auch die Käufer identifiziert?
Die Käufer der gefälschten Zertifikate werden ebenfalls strafrechtlich verfolgt. Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass durch die laufenden Ermittlungen einige von ihnen identifiziert werden können. «Die Liste könnte sich als amüsant erweisen. Man braucht Geld und Beziehungen, um ein gefälschtes Covid-Zertifikat zu kaufen», sagte Jornot und brachte dabei den Begriff «Corona Papers» ins Spiel.
Um ein gefälschtes Zertifikat zu erhalten, musste man dem Verkäufer lediglich den Namen und das Geburtsdatum angeben. Dies machte auch eine Polizistin im Rahmen einer verdeckten Ermittlung zur Zerschlagung des Rings. Es sei unmöglich, eine auf dieser betrügerischen Grundlage ausgestellte Bescheinigung von einem echten Zertifikat zu unterscheiden, sagte Jornot.
Kritik an mangelnder Überwachung
Der Generalstaatsanwalt kritisierte die mangelnde Überwachung bei der Ausstellung der Zertifikate in der betroffenen Impfstation, zu der er keine weiteren Angaben machte. Ein Vier-Augen-Kontrollverfahren gebe es nicht.
Ein weiteres Problem sei der leichte Zugang zum Passwort des Computers. Um den QR-Code auszustellen, müsse man sich mit einer BAG-Datenbank verbinden, die ein Passwort vergebe, das einen Tag lang gültig bleibe. Dieser Code werde morgens in den Computer eingegeben und bleibe dann frei zugänglich, bemängelte Jornot.
Die Verhaftungen in Genf stehen in keinem Zusammenhang mit den aufgeflogenen Fällen im Nachbarkanton. (SDA/noo)
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