Heute vor einer Woche hätte er die beiden Mädchen seiner Noch-Ehefrau Irina Lucidi Schepp (43) zurückbringen sollen. Wie jeden Sonntag seit der Trennung im letzten September.
Stattdessen flüchtete Matthias Schepp mit seinem schwarzen Audi – und den 6-jährigen Zwillingen Alessia und Livia – über Frankreich nach Italien.
Am Donnerstagabend warf sich der Mann, der die drohende Scheidung nicht verkraften konnte, am Bahnhof von Cerignola (I) vor den Zug.
Geburtsort der Frau verwechselt
Schepp wollte seinem Leben offenbar im Geburtsort seiner Frau ein Ende setzten. Doch statt nach Ascoli Piceno, wo Irina Lucidi aufwuchs, war er unterwegs nach Ascoli Satriano – nur 30 Kilometer von Cerignola.
Das Grossaufgebot von Spezialisten, die in Italien nach Alessia und Livia suchen, hat bisher nichts gefunden. Auch die Spürhunde bleiben erfolglos. «Ich denke, die Mädchen sind gar nie in Cerignola angekommen», sagte Bergrettungs-Chef William Fornicola gestern.
In Marseille drei Tickets gekauft
Abgesehen von Monza, wo ein Zeuge die Zwillinge gesehen haben will, verliert sich ihre Spur noch in der Westschweiz – bis jetzt: Die Waadtländer Polizei meldet heute, dass Matthias Schepp mit seinen Töchtern am Montag in einem Reisebüro in Marseille gesehen wurde. Dort reservierte er drei Tickets für die Fähre nach Propriano im Südwesten Korsikas.
Um 18.35 Uhr legte das Schiff in Marseille ab und erreichte Propriano am Dienstagmorgen um 6.30 Uhr. Alessia, Livia, ihr Vater und sein Audi waren «aller Wahrscheinlichkeit nach an Bord», so die Polizei weiter. Zeugen von der Fähre würden gesucht.
Diese neue Entwicklung bestätigt den bisherigen Verdacht der Ermittler, Schepp habe mit dem Schiff von Frankreich nach Italien übergesetzt. Und seine Töchter mitnehmen wollen – mindestens bis nach Korsika.
Testament Ende Januar aufgesetzt
Am Waadtländer Wohnort der Familie – der Vater lebte weiterhin in Saint Sulpice und nahm sein Besuchsrecht jeweils am Wochenende wahr – haben Ermittler das Testament von Matthias Schepp gefunden. Drei Tage nachdem es am 27. Januar verfasst wurde.
Laut dem Dokument vermacht der 43-Jährige seiner Frau das Eigenheim, weitere Erben sind mehrere Verwandte und vor allem Alessia und Livia.
Zwei Schweizer Polizisten, die in Marseille ermittelt haben, sind zurück. Zwei weitere Beamte, die nach Italien gesandt wurden, sind laut Polizei-Sprecher Jean-Christophe Sauterel nach wie vor vor Ort.