Eltern der ermordeten Adeline
«Wir lassen uns nicht vom Hass zerstören»

Angehörige und Freunde haben zum zweiten Jahrestag der getöteten Adeline († 34) gedacht. Zum ersten Mal trauerten auch ihre Eltern öffentlich.
Publiziert: 17.09.2015 um 21:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:09 Uhr
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Esther (65) und Jean-Claude (72) Morel, die Eltern von Adeline (†34), an der Gedenkveranstaltung für ihre getötete Tochter.
Foto: Christian Bonzon

Im Parc des Bastions in Genf versammelten sich am Dienstag 80 Angehörige, Freunde und Bekannte von Adeline Morel († 34). Vor zwei Jahren, am 12. September 2013, starb die Sozialtherapeutin und Mutter der damals acht ­Monate alten Amélie. Brutal ermordet vom Häftling Fabrice Anthamatten.

Gemeinsam gedachten die Menschen Adeline und sprachen von ihren Erinnerungen an sie. Alle trugen eine Kerze in der Hand. Zum Schluss der Zeremonie gedachten sie Adeline mit einer Schweigeminute.

«Das hilft uns, vorwärtszugehen»

Unter den Trauernden waren auch Adelines Eltern, Esther (65) und Jean-Claude (72) Morel. Es ist das erste Mal, dass sie öffentlich um ihre Tochter trauern. «Bislang haben wir uns zurückgezogen. Doch diese Unterstützung zu erfahren, hilft uns. Das erlaubt uns vorwärtszugehen», sagt Vater Jean-Claude zu «Le Matin».

Gleichzeitig lösen solche Momente «einen psychologischen Schock aus», wie die Mutter dem Magazin «L’illustré» sagte.

Bereits letzten Samstag gedachten die Eltern gemeinsam mit Freunden sowie Adelines Partner Juan und ihrer Tochter Amélie (2) ihrer geliebten Tochter. Zum Todestag weihten sie einen Grabstein ein. «Der Stein ist schön, er hat aber auch etwas Endgültiges. Es ist, als würden wir Adeline ein zweites Mal beerdigen.»

Für den Mörder nur Gleichgültigkeit

Auch wenn die Eltern versuchen, den Verlust ihrer Tochter zu akzeptieren, werden sie immer wieder damit konfrontiert. So waren sie bei jeder Einvernahme von Fabrice Anthamatten dabei. Sie kennen jedes Detail der schrecklichen Tat. Doch den Autopsie­bericht wollten sie nicht ­lesen. «Wegen der Bilder», sagt Mutter Esther.

Gegenüber dem Mörder empfinden sie nur Gleichgültigkeit. «Das ist mein Schutz, um mich nicht vom Hass zerstören zu lassen», sagt die Mutter zu «L’illustré».

Kraft geben den Eltern ihr Glaube, ihre Freunde und ihre vier Enkelkinder. «Sie sind unser Motor.» Die kleine Amélie weiss noch nicht, was mit ihrer Mutter passiert ist. «Sie ist ein kleines, fröhliches Mädchen, aber noch zu klein dafür.» Irgendwann wollen die Gross­eltern ihr alles erzählen. «Wir hoffen, dass wir dann noch da sind», sagt Grossmutter Esther. (sas)

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