Dutzende Katalanen reisen heute mit Puigdemont in die Schweiz
Propaganda-Offensive von Separatisten in Genf

An der Seite von Carles Puigdemont (55) treten weitere prominente Katalanen in der Schweiz auf.
Publiziert: 18.03.2018 um 14:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:50 Uhr
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Heikler Besuch: Der abgesetzte Katalanen-Chef Carles Puigdemont (55) tritt am Sonntag in Genf auf.
Foto: AFP Photo
Fabian Eberhard

Der Besuch ist diplomatisch heikel: Heute Sonntag reist der ehemalige Katalanenführer Carles Puigdemont nach Genf. Beim Filmfestival und internationalen Forum für Menschenrechte will der abgesetzte Regierungschef zusammen mit alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey an einer Podiumsdiskussion teilnehmen.

Doch dabei wird es nicht bleiben. Neben Puigdemont fliegen zahlreiche weitere prominente Separatisten in die Schweiz. Ihr Ziel: eine Propaganda-Offensive für die «independencia», die Unabhängigkeit Kataloniens.

Ebenfalls am Sonntag soll Meritxell Serret in Genf landen. Unter Puigdemont amtete sie als Landwirtschaftsministerin. Jetzt lebt sie wie er im belgischen Exil in Brüssel, um einem spanischen Haftbefehl zu entgehen. Die Justiz wirft den beiden Aufruhr und Rebellion vor.

Am Montag finden am Sitz der Vereinten Nationen weitere Veranstaltungen der Separatisten statt. Organisiert werden sie vom katalanischen Institut für Menschenrechte. Dabei wird auch Laura Masvidal eine öffentliche Rede halten. Sie ist die Frau des in Madrid inhaftierten Joaquim Forn, früherer Innenminister Kataloniens.

Begleitet wird Masvidal von Txell Bonet. Auch ihr Ehemann sitzt im Gefängnis. Er ist Anführer der einflussreichen Separatistengruppierung Omnium Cultural. Seit der Verhaftung ihrer Ehemänner kämpfen die beiden Frauen an vorderster Front für die Unabhängigkeit. Sie führen Demonstrationen an und organisieren Propaganda-Anlässe.

«Europa muss unsere Stimme hören»

Gegenüber SonntagsBlick sagt Bonet: «Europa muss unsere Stimme hören. Wir rufen um Hilfe.» Dafür gebe es keinen besseren Ort als Genf. «Dort sind die Menschenrechte zu Hause, die Spanien mit Füssen tritt.»

Dass die Schweiz den Separatisten eine Plattform bietet, ärgert die spanische Justiz. Madrid hat in den letzten Tagen die Möglichkeiten zur Festnahme von Carles Puigdemont sondiert. Man habe Interpol und die Schweizer Regierung um eine Einschätzung gebeten, ob der abgesetzte Regierungschef während seines Besuchs am Wochenende festgenommen und ausgeliefert werden könne, erklärte die spanische Staatsanwaltschaft.

Im Visier haben die spanischen Behörden auch die linksradikale Katalanin Anna Garcia. Auch sie ist vor der Justiz in ihrem Heimatland geflohen, auch sie hält sich nun in Genf auf.

Bern will sich aber nicht in den Streit um Katalonien einmischen. Das Aussendepartement (EDA) hat verlauten lassen, dass es Puigdemonts Auftritt in Genf als Privatreise eines spanischen Schengenraum-Bürgers einstufe. Es stehe ihm frei, politische Reden zu halten, «solange er sich dabei an die schweizerische Rechtsordnung hält».

Haben die Separatisten also nichts zu befürchten? Zumindest Puigdemont scheint den Schweizer Sicherheitsbehörden nicht recht zu trauen. Er hat für seinen Besuch in Genf private Securitys angeheuert, darunter ein ehemaliger spanischer Fremdenlegionär.

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