Bertrand Piccard startet mit «Solar Impulse 2»
«Aufs WC gehen wird nicht so einfach»

Einmal um die Welt, nur mit Sonnenenergie: Am Sonntag beginnt eines der ehrgeizigsten Projekte der Luftfahrt. Die zentrale Figur: der Schweizer Bertrand Piccard.
Publiziert: 24.02.2015 um 20:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:32 Uhr
Bertrand Piccard (r.) und Andre Borschberg vor dem Solarflugzeug «Solar Impulse 2».
Foto: Le Figaro Magazine

Bertrand ist der Enkel von Auguste (†1962), der als Erster mit dem Ballon in die Stratosphäre vordrang. Und der Sohn von Jacques Piccard (†2008), der bis zum Grund Marianengraben tauchte (10 916 Meter Tiefe). Er selber hat schon mit einem Ballon die Welt umrundet. «Es wird Momente der Angst geben», sagte Piccard der «FAZ am Sonntag» über sein Solar-Projekt, zu dem er an seinem 57. Geburtstag starten wird.

«Der Engpass ist der Mensch», sagt er. Die «Solar Impulse 2» könnte theoretisch für immer in der Luft bleiben. «Um Gewicht und Energie zu sparen, gibt es nur Platz für einen Piloten», erklärt Piccard. Die längsten Etappen über den Pazifik und den Atlantik dauern jeweils mindestens fünf Tage und fünf Nächte. «Wir haben trainiert, immer nur 20 Minuten am Stück zu schlafen. Das machen wir dann rund zehnmal innerhalb von 24 Stunden.»

Was passiert, wenn Piccard oder der zweite Pilot André Borschberg (62) mal müssen? «Unter dem Deckel in der Sitzfläche ist eine Toilette. Wenn ich diese während der Flugphasen in eiskalter Luft nutzen muss, ist das nicht so einfach. Dann muss ich zunächst fünf Schichten an Daunenkleidung ablegen», berichtet Piccard. Die Temperaturen im Flugzeug werden je nach Tageszeit von minus 20 bis plus 40 Grad schwanken.

Die «Solar Impulse 2» hat mit 72 Metern die Spannweite einer Boeing 747 und wiegt nur so viel wie ein Auto. «Dadurch ist sie extrem windanfällig. Blitz, Gewitter und Sturm. Das hält das Flugzeug nicht aus.» Während des fünfmonatigen Abenteuers suchen im Kontrollzentrum in Monaco 40 Spezialisten nach der optimalen Flugroute.

Was, wenn trotzdem über dem Meer etwas passiert? «Dann springe ich mit dem Fallschirm ab und klettere in eine aufblasbare Rettungsinsel», so Piccard.

Der Waadtländer arbeitet seit 13 Jahren am Projekt. Statt 65 Millionen wird es 150 Millionen Franken kosten. «Im Sommer 2013 standen wir kurz vor dem Bankrott», gab Piccard in der ‹FAZ› zu, «doch dann half uns Google aus der Patsche.» Zu den Sponsoren gehören auch Schindler und ABB.

Worin steckt die Magie des Abenteuers? «Die Komfortzone zu verlassen und zu entdecken, dass man viel mehr schaffen kann, als man dachte.» (uhg)

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