Im Gebiet Pigne d’Arolla ist zu einem Alpinisten-Drama gekommen. 14 Skitouren-Fahrer aus Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz sind am Sonntag oberhalb von Arolla VS in eine Schlechtwetterfront geraten und mussten die Nacht im Freien verbringen. Sechs von ihnen starben. Drei sind noch in kritischem Zustand. Auch am Mönch kamen zwei Alpinisten ums Leben. Vermutlich sind auch die beiden jungen Bergsteiger aus der Schweiz erfroren.
Kurz vor 6.30 Uhr hat am Montagmorgen der Hüttenwart der «Cabane des Vignettes» nahe Arolla VS Alarm geschlagen: Mehrere Personen hätten demnach die Nacht im Freien verbracht – für einige endete dies tödlich. Unverzüglich wurden die notwendigen Einsatzkräfte aufgeboten. Sieben Helikopter der Air Glaciers, der Air Zermatt sowie der Rega begaben sich mit mehreren Ärzten und Gebirgsspezialisten vor Ort. Dort fanden sie 14 Alpinisten an: Zum Teil in äusserst kritischem Zustand. Mehrere waren stark unterkühlt. Eine Person war beim Eintreffen bereits tot.
«Wie sich herausstellte, war die Person an den Folgen eines Sturzes gestorben», schreibt die Kantonspolizei Wallis in einer Mitteilung. Die Skitourengänger wurden mit den Helikoptern in verschiedene Spitäler im Wallis und ausserhalb des Kantons transportiert.
Gerettete in kritischem Zustand
Drei Alpinisten befinden sich nach wie vor in einem kritischen Zustand. Für sechs Alpinisten endete der Ausflug in die Berge tödlich. Bei den Opfern handelt es sich um fünf Italiener und eine Bulgarin. Inzwischen konnten alle Familienangehörigen benachrichtigt werden. Die restlichen Tourengänger erlitten leichtere Unterkühlungen.
Gemäss ersten Ermittlungserkenntnissen verliessen die Skitouren-Fahrer am Morgen die «Cabane des Dix» (2'928 Meter über Meer). Die 14 Skitouren-Fahrer wollten in zwei Gruppen über die klassische Route «la Serpentine» zur «Cabane des Vignettes» auf 3'157 Meter über Meer gelangen.
Biwak, weil der Bergführer abstürzte?
Eine Gruppe war zu zehnt mit einem Bergführer unterwegs. Die andere Gruppe bestand aus vier Skitouren-Fahrern. In der Region Pigne d’Arolla wurden beide Gruppen von einem Sturm überrascht.
Offenbar haben sich die beiden Gruppen im schlechten Wetter zusammengeschlossen. Laut Informationen der Zeitung «Le Nouvelliste» ist der italienische Bergführer auf der Suche nach dem Weg zur Hütte abgestürzt und gestorben. Die verbliebenen 13 Alpinisten schafften es daraufhin, nicht auf eigene Faust zur Hütte zu klettern, die nur wenige Hundert Meter entfernt war.
So waren sie gezwungen, auf einer Höhe von 3'270 Meter über Meer die Nacht im Freien zu verbringen. «Wir haben Temperaturen unter – 5 Grad in der Nacht registriert an diesem Ort. Mit Windböen bis zu 79 km/h und Schneefall war die gefühlte Temperatur deshalb extrem tief», sagt Meteorologe Daniel Massoti zu «Le Nouvelliste». Im Zuge der Ereignisse hat die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung eingeleitet.
Das sind die Opfer des Alpinisten-Dramas am «Pigne d’Arolla»
Die Bilanz des Alpinisten-Dramas am «Pigne d’Arolla»: sechs Tote und acht Verletze. Laut Kantonspolizei war der italienische Bergführer (†59) der 10er-Gruppe noch vor Ort infolge eines Sturzes gestorben. Der 59-Jährige hatte zuletzt in der Schweiz gelebt. Zwei italienische Ehepaare (im Alter zwischen 45 und 53 Jahren) und eine Bulgarin (52) starben in den Spitälern an Unterkühlung.
Fünf Alpinisten wurden leicht verletzt: drei Franzosen (2 Männer und 1 Frau) im Alter von 58, 57 und 55 Jahren, eine 48-jährige Deutsche sowie ein Italiener (50). Allesamt erlitten eine Unterkühlung. Weitere drei Opfer befinden sich nach wie vor in kritischem Zustand. Dabei handelt es sich um einen 72-jährigen Schweizer, eine 56-jährige Französin sowie eine 43 Jahre alte Italienerin. Mindestens eine der drei schweben noch immer in Lebensgefahr.
Auch am Mönch starben zwei Bergsportler
Am Wochenende hat sich ein weiteres Drama in den Alpen abgespielt: Auch am Mönch sind zwei Bergsportler offenbar in die Schlechtwetterfront geraten und ums Leben gekommen. Die beiden jungen Bergsteiger, die bereits am Sonntagabend als vermisst gemeldet worden waren, sind am Montag leblos geborgen worden. Dies teilt die Berner Kantonspolizei mit.
Nach der Vermisstmeldung wurden umgehend Mitarbeitende der SAC-Rettungsstation Lauterbrunnen, ein Helikopter der Air-Glaciers und Gebirgsspezialisten der Kantonpolizei Bern aufgeboten. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse gestaltete sich die Suche jedoch schwierig.
Die Rettungskräfte gehen derzeit davon aus, dass die Verunglückten die Nacht wegen der kalten Temperaturen und aufgrund von Erschöpfung nicht überlebt haben. Die beiden Männer waren laut ersten Erkenntnissen via Lauperrippe auf den Mönch gelangt und anschliessend via Nordostgrat in Richtung Eigerjoch abgestiegen.
Temperatur fiel schlagartig ab
Bei den Opfern handelt es sich laut Polizeiangaben um einen 21-jährigen Mann aus dem Kanton Bern und um einen 22-jährigen Mann aus dem Kanton Basel-Landschaft.
Da sich die Unglücksstelle auf Walliser Kantonsgebiet befindet, erfolgte der Rettungseinsatz in Absprache mit der Walliser Kantonspolizei.
Der Sturm war am Sonntagnachmittag aufgekommen und erreichte in den Höhenlagen lokal hohe Geschwindigkeiten. Zudem fiel die Temperatur schlagartig ab, wie Robert Bolognesi, Direktor des Büros Meteorisk, erklärt.
Die Nacht dürfte seinen Angaben zufolge zwischen minus fünf und minus zehn Grad kalt gewesen sein. Der Wind verschärfte die Kälte noch. (rad/noo/SDA)