Seit knapp einem Jahr läuft in Albinen VS das Projekt, mit dem die stetige Abwanderung aus dem Bergdorf gestoppt werden soll. Wer neu in den Ort zieht, bekommt dafür je nach Familiengrösse mehrere zehntausend Franken Startgeld, aber nur unter einer Bedingung: Er darf dafür aber mindestens zehn Jahre nicht mehr wegziehen.
Insgesamt 70'000 Franken hat die Familie Hewer dafür erhalten, dass sie ihre bisherige Heimat im Aargau zurückgelassen und in ein Einfamilienhaus oberhalb von Leukerbad gezogen ist (BLICK berichtete). Die vierköpfige Familie ist der grösste Neuzugang in Albinen, wie Gemeindepräsident Beat Jost auf Anfrage bestätigt. «Mit diesem Zuzug hat sich die Zahl unserer Kinder im Vorschulalter verdoppelt», ergänzt er stolz.
Hälfte der Gelder bereits ausbezahlt
Neben dem Gesuch der Hewers ist bis zum Ende des vergangenen Jahres noch ein weiteres für einen Umzug samt Startkapital bei der Gemeinde eingegangen. Vier Anträge stammen zudem von Ortsansässigen. Auch sie können für grössere Investitionen im Dorf auf einen Beitrag der Gemeinde zählen.
«Diese jungen Leute aus dem Dorf sind die wichtigsten Ansprechpersonen unserer Wohnbau- und Familienförderung», sagt Jost. «Sie wollen wir unbedingt hier behalten.» Insgesamt beläuft sich die Summe an bewilligten Gelder auf 255'000 Franken. Rund die Hälfte davon wurde bereits ausbezahlt.
«Wer will, findet hier Arbeit»
Nach den ersten Monaten des Unterfangens zieht der Gemeindepräsident deshalb ein positives Fazit. «Das Projekt hat einen neuen Geist ins Dorf gebracht. Man denkt nicht mehr nur ans Abwandern, sondern vor allen ans Hierbleiben», sagt Beat Jost. Man glaube im Ort wieder an Albinen – und das nicht nur bei den Jungen. Alles in allem ist die Einwohnerzahl 2018 um 19 Personen angestiegen. «Das ist bei 250 Einwohnern doch eine beachtliche Zahl», meint Jost.
Vor vier Monaten waren die Hewers nach Albinen gezogen. Für sie gehe die Rechnung auf und Ende des Monats bleibe tendenziell sogar noch mehr übrig als früher, erklärt die Familie gegenüber dem «Migros Magazin». Beat Jost glaubt, dass auch andere Familien von einem Umzug profitieren können. «Wer will, findet hier Arbeit: beim Kanton, bei der Lonza, im Gastgewerbe oder im Gesundheitswesen. Und man lebt hier in einem einzigartigen Bergdorf inmitten einer wunderbaren Natur- und Kulturlandschaft.» Ob die Rechnung am Ende auch für die Gemeinde aufgeht, will Jost in vier bis fünf Jahren beurteilen.