Die Familie der ermordeten Sozialtherapeutin Adeline Morel (†34) legte am vierten Prozesstag gegen deren Mörder Fabrice Anthamatten (42) in Genf ein bewegendes Zeugnis ab. «Sperren sie ihn bis zu seinem letzten Atemzug ein. Er muss lebenslang verwahrt werden», sagt Esther Morel (66). «Die Opfer haben das Recht auf ein würdiges Leben. Auch die Gesellschaft braucht die Gewissheit, dass er für immer im Gefängnis bleibt.»
Adelines Vater, Jean-Claude Morel (73), fragt in seiner Erklärung: «Warum wurde der Mörder von Adeline überhaupt in La Pâquerette aufgenommen?»
Das Genfer Resozialisierungszentrum wurde nach dem Mord geschlossen. Anthamatten (42) hatte Adeline am 12. September 2013 bei einem Freigang zu einer Reittherapie die Kehle durchgeschnitten (BLICK berichtete).
Geld bei Therapie
Auch Adelines Lebenspartner Juan Poy (42) arbeitete in La Pâquerette. Er kritisiert das Konzept massiv: «Über die Delikte der Häftlinge durfte nicht gesprochen werden. Es fehlte ein Rahmen, eine Struktur. Die Gefangenen mussten nicht leiden wegen der Delikte, die sie begangen hatten.»
Poy hatte seine Stelle bereits gekündigt, als die Tat geschah. Auch Adeline war auf Stellensuche. «Es störte mich sehr, dass die Gefangenen sogar 500 Franken pro Monat erhielten, wenn sie bereit waren, eine Therapie zu machen. Wie kann das sein?», sagt Poy.
«All das, damit Anthamatten masturbieren kann»
Richter Fabrice Roch (48) bittet Poy, von der gemeinsamen Tochter zu erzählen. «Unsere Kleine war der einzige Grund, weiterzuleben.» Das Mädchen (4) war acht Monate alt, als seine Mutter ermordet wurde.
«Meine Tochter ist für die Leute das Kind der Frau, der die Kehle durchgeschnitten wurde», sagt Poy. «Sie ist die Einzige in der Schule, die keine Mutter hat. Man muss ihre Fragen beantworten. Das wird so weitergehen. All das, damit Anthamatten masturbieren kann.»
Anthamatten habe Adeline ab dem ersten Tag zu umgarnen versucht. «Er lauerte ein Jahr im Dunkeln. Dann schlug er zu.»
Ankläger fordert lebenslange Verwahrung
Oberstaatsanwalt Olivier Jornot (48) fordert anschliessend nach seinem fast vierstündigen Plädoyer die lebenslange Verwahrung für Anthamatten. Das Urteil folgt voraussichtlich nächste Woche.