Irrer Prozess um Maries Killer
Dubois versucht sein Opfer als Prostituierte darzustellen

Publiziert: 07.03.2016 um 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:25 Uhr
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Maries Killer Claude Dubois steht ab heute in Renens VD vor Gericht.
Foto: KAPO VD

Der Fall hatte in der Öffentlichkeit für grosse Empörung gesorgt, weil es sich beim mutmasslichen Täter um einen vorbestraften Mörder und Vergewaltiger handelt, der seine Reststrafe im Hausarrest verbüsste.

Der inzwischen 39-Jährige Claude Dubois ist im Fall Marie wegen Mordes, sexueller Nötigung, Freiheitsberaubung und Entführung mit erschwerenden Umständen angeklagt. Er riskiert eine lebenslange Verwahrung, die härteste Massnahme im schweizerischen Strafrecht.

Mit Gürtel erdrosselt

Das Opfer, die 19-jährige Marie, wurde laut der Anklageschrift am 13. Mai 2013 in Payerne VD mit einem Auto entführt und in der Nacht auf den 14. Mai mit einem Gürtel erdrosselt. Ihre Leiche wurde in einem Waldstück in Châtonnaye FR zurückgelassen.

Die junge Frau kannte den Mann; sie hatte ihn übers Internet kennengelernt. Wie der Angeklagten vor Gericht aussagte, soll Marie über eine einschlägige Internet-Seite Kunden gesucht haben, um ihre sexuellen Dienste anzubieten. ER versuchte sie also als Prostituierte darzustellen.

Nach Grossfahndung verhaftet

Der mutmassliche Täter wurde im Verlauf des 14. Mai im Rahmen einer Grossfahndung verhaftet. Anschliessend führte er die Polizei zur Leiche und gestand die Tat. Der Angeklagte war bereits im Alter von 22 Jahren zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er 1998 seine damalige Freundin in La Lécherette VD entführt, vergewaltigt und getötet hatte.

Knapp drei Jahre nach der Tat wurde der Angeklagte am Montagmorgen von zwei bewaffneten Kantonspolizisten in den Gerichtssaal des Strafgerichts in Renens VD geführt. Er trug weder Handschellen noch Fussfesseln, wurde aber während der ganzen Verhandlung streng bewacht.

Er wollte Anwalt absetzen

Der Angeklagte überraschte das Gericht gleich zu Beginn mit dem Antrag, dass er seinen Anwalt Loïc Parein absetzen und den Prozess verschieben wolle. Das Vertrauen zwischen ihm und seinem Pflichtverteidiger sei zerstört.

Der 39-jährige Angeklagte warf seinem Verteidiger Loïc Parein vor, ihm Briefe vorenthalten zu haben und die genauen Umstände, wie ihm eine CD-ROM mit dem Blog von Marie zugekommen sei, nicht erklärt zu haben. Damit sei das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und seinem Anwalt zerstört worden, argumentierte der Angeklagte.

Keine Scheinverhandlung

Der Verteidiger soll am vergangenen Samstag darüber informiert worden sein, dass ihm sein Mandat das Vertrauen entzogen hat. Für die zweite Anwältin des Angeklagten, Yaël Hayat, die erst seit 20 Tagen ihr Amt innehat, sind damit die Bedingungen für eine gerechte Verteidigung des Angeklagten nicht mehr erfüllt.

Sie beabsichtige nicht, ihren Mandanten alleine zu verteidigen und an einer Scheinverhandlung teilzunehmen.

Generalstaatsanwalt Eric Cottier sprach sich gegen eine Vertagung des Prozesses aus. Es gebe überhaupt keine neuen Elemente in dieser «Nicht-Affäre um die CD-ROM», sagte er. Um über den Antrag des Angeklagten zu entscheiden, müsse man dessen Persönlichkeit kennen: Er sei ein durchtriebener Manipulator, der alles kontrollieren wolle.

Seinen Launen dürfe nicht nachgegeben werden, um einen Amtsverteidiger abzulösen. Man befinde sich hier nicht in einem Selbstbedienungsladen. Falls das Gericht den Antrag des Angeklagten ablehne, so stehe dem Angeklagten damit auch keine Rekursmöglichkeit offen, weil er korrekterweise durch das Anwaltstandem Parein und Hayat vertreten werde.

Bedingungen für gerechten Prozess gegeben

Für den Gerichtspräsidenten Sébastien Schmutz sind die Bedingungen für einen gerechten Prozess jedoch gegeben. Das Gericht lehnte den Antrag des Angeklagten ab und nahm die Verhandlung wieder auf.

Der Prozess wird voraussichtlich die ganze Woche dauern. Das Urteil wird am 24. März erwartet. Der Waadtländer Generalstaatsanwalt Eric Cottier wird voraussichtlich die lebenslange Verwahrung des Angeklagten beantragen. (bau/SDA)

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