86 Jahre verschollen
Aletschgletscher gibt drei Tote frei

Britische Touristen entdecken Überreste von drei Menschen auf dem Aletschgletscher. Sie könnten ein Drama aufklären, das das Wallis vor 86 Jahren erschütterte.
Publiziert: 03.07.2012 um 12:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:59 Uhr
Aletschgletscher: Hier wurden die Überreste von drei Bergsteigern entdeckt.
Foto: ZVG/«Walliser Bote»

Ein britisches Paar verbringt seine Ferien in der Schweiz. An einem sonnigen Tag vergangene Woche brechen die beiden mit einem Walliser Bergführer auf. Sie wollen wandern in einer der spektakulärsten Landschaften der Alpen: im Gebiet des Aletschgletschers.

Am Rand des Gletschers machen die Wanderer plötzlich eine  grausige Entdeckung, wie der «Walliser Bote» heute berichtet.

Auf einem Areal von  einigen Dutzend Quadratmetern stossen die Briten auf menschliche Skelette von drei Personen. Wohl freigegeben vom ewigen Eis. Verstreut liegen Kleiderreste, ein Fernglas, ein Portemonnaie aus schwarzem Leder mit neun Franken – die neuste Münze hat Jahrgang 1921 –, eine Sackuhr, eine Tabakpfeife, Schneeschuhe und Bergstöcke herum.

Der Fundort liegt auf halbem Weg zwischen Konkordiaplaz und Märjelensee. Sofort alarmiert der Bergführer die Kantonspolizei.

Lösung eines dunklen Geheimnisses?

Die Entdeckung könnte Licht in ein Drama bringen, dass vor 86 Jahren das Wallis erschütterte.

Rückblende: Es ist der 4. März 1926. Vier junge Männer aus dem Dorf Kippel im Lötschental brechen auf zu einer Bergtour im Aletschgebiet. Es sind die Brüder Johann, Cletus und Fidelis Ebener und ihr Kamerad Max Rieder, sie sind damals alle zwischen 22 und 31 Jahre alt.

Die vier Freunde werden nie wieder gesehen. Seit 86 Jahren sind sie verschollen. Es ist das grösste Bergsteigerunglück, an das sich die Lötschentaler erinnern können.

Handelt es sich bei den  menschlichen Überresten  um die Vermissten? Gewissheit soll jetzt die DNS-Analyse des gerichtsmedizinischen Instituts in Sitten bringen.

Die Fliessgeschwindigkeit des Gletschers beträgt 150 Meter im Jahr. Wo die Männer genau verunglückt sind, wird daher wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Ungeklärt bleibt vorerst auch, was aus dem vierten Kameraden geworden ist. Ob der Aletsch ihn behält? (snx)

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