10'000 Büezer auf der Strasse
Die grosse Streik-Bilanz

Über 3000 Bauarbeiter protestierten gestern in der Romandie. Mit dieser Aktion ging der dreitägige, nationale Protest der Gewerkschaften Unia und Syna zu Ende. Nun keimt wieder Hoffnung auf eine Einigung, bevor der Landesmantelvertrag (LMV) Ende Jahr ausläuft. Am 20. November treffen sich Baumeister und Gewerkschafter zu weiteren Verhandlungen.
Publiziert: 11.11.2015 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:45 Uhr
Von Patrik Berger

Über 3000 Bauarbeiter stellten gestern in der Romandie die Schaufel in die Ecke. Und zogen protestierend durch die Städte. In Genf blockierten sie die zent­rale Mont-Blanc-Brücke – und sorgten für ein Verkehrschaos. Mit dieser Aktion ging der dreitä­gige nationale Protest der Gewerkschaften Unia und Syna zu Ende.

Seit Monaten streiten sich die Parteien über die Rente mit 60 und höhere Löhne. Die Unia fordert zudem einen neuen Landesmantelvertrag (LMV) mit besserem Schlechtwetterschutz und griffigere Massnahmen gegen Lohndumping. Die Baumeister wollen den alten Vertrag einfach verlängern.

Die Gewerkschaften sind mit dem Aufmarsch zufrieden. «Über 10'000 Arbeiter haben schweizweit ein starkes Zeichen gesetzt. Sie sind richtig sauer», sagt Syna-Präsident Kurt Regotz (63). Wer die Rente mit 60 in Frage stelle, der greife die Arbeiter direkt an. Ähnlich tönt es bei der Unia. «Die Proteste waren die logische Konsequenz der Weigerung der Baumeister, mit uns zu verhandeln», sagt Bau-Chef Nico Lutz (44). «Kein Wunder, dass es so vielen Arbeitern den Hut lupft!»

Die Aktionen seien nötig gewesen. Und erfolgreich. Denn: «Sie haben eine gewisse Dynamik reingebracht. Die Baumeister merken, dass sie ein Problem haben. Sie bauen ihre Häuser nicht selber, dazu brauchen sie motivierte Arbeiter.»

In den Ohren der Patrons sind solche Aussagen wohl nicht mehr als billige Propaganda. «Die Demos waren ein Flop für die Gewerkschafts-Chefs», sagt Martin A. Senn (56), Leiter Politik und Kommunikation beim Baumeisterverband SBV. «Sie zahlen jedem 170 Franken bar auf die Hand. Und doch sind nicht mehr gekommen.» Daraus folgert er: «Auf dem Bau fehlt den Scharfmachern der Rückhalt.»

Die Baumeister haben den Gewerkschaften eine Klage wegen Verletzung der Friedenspflicht angedroht (BLICK berichtete). Die ist noch nicht vom Tisch. «Für eine rechtliche Beurteilung ist es aber noch zu früh», sagt Senn.

Verbal schiessen die Streithähne nach den drei Streik­tagen noch schärfer als zuvor. Und doch: Es keimt wieder Hoffnung auf eine Einigung, bevor der LMV Ende Jahr ausläuft.

Am 20. November treffen sich Baumeister und Gewerkschafter. «An uns soll es nicht liegen!», sagt Lutz. Auch die Baumeister sind dabei. «Die Termine gelten bis auf weiteres», so Senn.

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