Deshalb halten unsere Luftschutzkeller noch eine Ewigkeit
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Entwickler erklärt:Deshalb halten unsere Luftschutzkeller noch eine Ewigkeit

Werner Heierli (87) steckt hinter den Schweizer Luftschutzkellern
«Unsere Zivilschutzanlagen halten mindestens noch 100 Jahre»

Bauwissenschaftler Werner Heierli (87) kennt die Schweizer Zivilschutzkeller wie kein Zweiter. Er war während des Kalten Kriegs einer der wichtigsten Entwickler der Schweizer Schutzbauten. Er hat volles Vertrauen in sein Lebenswerk: «Sie sind so sicher wie eh und je.»
Publiziert: 18.03.2022 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2022 um 13:23 Uhr
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Werner Heierli (87) war bei der Entwicklung der Schweizer Zivilschutzbauten einer der wichtigsten Männer. Der Zürcher forschte an der ETH in Zürich und am MIT in den USA über die Wirkung von Atombomben auf Schutzbauten.
Foto: Philippe Rossier
Beat Michel (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

«Jetzt geht es wieder mal um die Wurst», sagt Werner Heierli, als Blick den Schutzbauten-Experten in seinem Büro in Zürich besucht. «So real war die Bedrohungslage schon lange nicht mehr», fügt er ernst hinzu. «Wenn ich den Staatschef von Russland reden höre, fühle ich mich in den Kalten Krieg der 60er-Jahre zurückversetzt. Nur sind wir jetzt in einer viel besseren Position als damals, denn wir haben inzwischen Schutzbauten für über 11 Millionen Menschen erstellt.»

Zur Zeit von Chruschtschow und Kennedy begann für den promovierten ETH-Bauingenieur Werner Heierli der grosse Einsatz für die Planung des Schweizer Zivilschutzes. 30 Jahre war er bei der Erarbeitung und der Umsetzung der Zivilschutz-Konzeption 1971 dabei. «Es ging um den Schutz der gesamten Bevölkerung gegen alle Wirkungen moderner Waffen – auch gegen Atomwaffen», sagt der Zürcher.

Schutz in Fusswegnähe

Heute ist das Ziel von damals weitgehend erfüllt – über 90 Prozent der Bevölkerung finden in einem modernen Schutzraum in Fusswegnähe einen Platz. Landesweit gibt es rund 365'000 Personenschutzräume, zudem gut 1700 Schutzanlagen für die Zivilschutzorganisation. Die Rechnung geht also auf, obwohl die Schweizer Bevölkerung gewachsen ist. «Weil auch Einkaufszentren und Kinos Schutzbauten erstellen mussten, reicht es heute für alle», sagt Heierli. Und: «Kein anderes Land der Welt hat eine grössere Dichte an Zivilschutzbauten, in denen man Tage bis Wochen geschützt ausharren kann.»

Blick besucht mit dem Schutzbauten-Experten die Zivilschutzanlage in Wettswil am Albis ZH. Die Anlage für einen Kommandoposten und die Gemeindeleitung hat alle Elemente eines klassischen Schutzbaus: dicker Stahlbeton rundherum, eine Schleuse mit Duschen beim Eingang, Schnellschluss-Ventile gegen Druckwellen, riesige Luftfilter gegen Staub und Giftgas.

Konzept international gefragt

Heierli erinnert sich: «Wir haben die Filter entwickelt und eins zu eins im praktischen Versuch getestet. Wir mussten so gut wie alles neu erfinden. Unsere technischen Weisungen wurden in mehreren Ländern angewendet und sogar auf Chinesisch übersetzt.»

Auch wenn das Konzept für die Schutzbauten bereits über ein halbes Jahrhundert alt ist und die Ausrüstung aussieht wie aus einem Museum, hat Heierli volles Vertrauen in die Anlage: «Ich bin mir sicher, dass unsere Schutzräume noch sehr lange auch den meisten Waffenwirkungen der Zukunft standhalten werden, wohl noch weit über 100 Jahre.»

Werner Heierli hat sich bereits für seine Doktorarbeit an der ETH mit Waffenexplosionen und deren Wirkung auf unterirdische Bauten auseinandergesetzt. Danach forschte er an der US-Technologie-Universität MIT über die Wirkung von Nuklearwaffen auf Schutzbauten. Zurück in der Schweiz war er an allen Arbeiten der Studienkommission für Zivilschutz beteiligt, die für die Planung und Ausführung der Zivilschutzanlagen notwendig waren.

Die Nachrichten vom Krieg belasten auch Heierli. «Hätte die Ukraine moderne Schutzbauten, gäbe es viel weniger zivile Opfer», sagt der Bauexperte. «Die Evakuierung ausser Landes ist leider viel gefährlicher als das Verbleiben in einem Schutzraum in der Nähe der Wohnung. Auf der Flucht ist man immer wieder schutzlos den feindlichen Wirkungen ausgesetzt.»

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