Eigentlich hätte es nur ein Test werden sollen, wie man von Zürich am besten nach Mailand kommt: Fernbus, Bahn oder Mitfahrzentrale? Wenig überraschend war, dass der Flixbus mit 21 Franken das günstigste Angebot stellt.
Die Resultate, die das SRF-Konsummagazin «Kassensturz» am Dienstag veröffentlichte, rücken jedoch das günstige Angebot des Fernbus-Giganten Flixbus in ein fahles Licht.
Verspätungen von 30 Minuten, fehlende Gurtenpflicht, verriegelte WCs – das sind die harmloseren Eindrücke, die das «Kassensturz»-Team beim Test erlebte. Schlimmer: Als Moderator Ueli Schmezer mit dem Fernbus zur Flixbus-Zentrale nach München fuhr, telefonierte der Chauffeur minutenlang mit dem Handy.
Lizenz in Gefahr
Damit gefährdet er nicht nur die Sicherheit Dutzender Fernbus-Passagiere, sondern setzte auch die Fernbus-Bewilligung aufs Spiel. Eine solche gibt es nur für Transporteure, die sauber arbeiten. Sprich: Keine Verstösse gegen Vorschriften zur Strassenverkehrs-Sicherheit in den letzten Jahren begangen haben. Und es darf keine Gründe geben, die ernsthafte Zweifel an der Zuverlässigkeit des Transporteurs wecken.
Somit stehen happige Vorwürfe gegen das Busunternehmen Flixbus im Raum. Sie sind jedoch nicht die ersten Gründe, welche die Legalität bestimmter Praktikten der Fernbus-Linien in Frage stellen: BLICK berichtete im Juli darüber, wie Flixbus am Gesetz über das Binnentransport-Verbot kratzt. Dieses verbietet ausländischen Firmen, in der Schweiz Transport-Dienstleistungen durchzuführen.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) beauftragte daraufhin die zuständigen Kantonspolizisten, die Einhaltung dieses Gesetzes zu kontrollieren. Bislang ohne belastenden Erfolg, wie die Kantonspolizei Basel-Stadt gegenüber BLICK erklärt.
Das überrascht. Im August berichtete die Basler TagesWoche, dass Flixbus-Fernbusse auch nach den angekündigten Kontrollen dieses Binnentransport-Verbot missachteten. Ein Videobeweis des Gesetzesbruches reichte dem BAV jedoch nicht aus, um rechtlich gegen Flixbus vorzugehen. BLICK weiss von Leser-Rückmeldungen, dass dies nicht der einzige Gesetzesbruch war.
Flixbus-Fahrer sind keine Flixbus-Angestellte
Pikant: Verantwortlich für die beiden Verstösse sind die Fahrer selbst, die selbst nicht durch Flixbus angestellt werden.
Zur Schulung dieser Chauffeure erklärt Flixbus-Mitbegründer André Schwämmlein gegenüber «Kassensturz», sein Unternehmen leite die «hohen Ansprüche an die Sicherheit» in den Schulungen weiter. «Das hat für uns höchste Priorität. Das leben die Unternehmer. Umso mehr ist das enttäuschend. Ich verstehe nicht, warum das gemacht wird», so Schwämmlein weiter.
Angesprochen auf den Chauffeur, der mit dem Handy telefonierte, zeigt sich Schwämmlein schockiert: «So ein Verhalten widerspricht dem, was wir von unseren Unternehmern erwarten. Deshalb ist das nicht entschuldbar» und räumt gegenüber «Kassensturz» ein: «Ich kann leider nicht sagen, dass es nur ein Fahrer ist. Aber wir gehen dem nach.»
Der Baselbieter SP-Ständerat Claude Janiak hat bereits nach den ersten BLICK-Recherchen beim Bund interveniert und Antworten zum möglichen Binnentransport-Verbot verlangt. Im Dezember kommt sein Vorstoss ins Parlament. «Ich werde den Bundesrat mit den jüngsten Vorwürfen konfrontieren», erklärt Janiak am Dienstagabend.