Deutschland schiebt derzeit deutlich mehr Asylsuchende ab als in den letzten Jahren. Dies berichtet die «NZZ am Sonntag», die sich dabei auf Zahlen des Staatssekretariats für Migration bezieht.
Wurden in den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres noch 1107 Abschiebungsgesuche von Deutschland an die Schweiz gestellt, waren es dieses Jahr bisher 1875. Eine Zunahme um 70 Prozent!
Als Grund gibt die «NZZ» an, dass ein Wahljahr gewesen sei, in dem es eben nur darum ginge, Asylsuchende ohne Bleiberecht in andere Länder abzuschieben.
Fast 200 Prozent mehr Abschiebungen
Noch deutlicher ist die Steigerung bei den tatsächlich vollzogenen Abschiebungen (+185 Prozent) und bei den Abschiebe-Ersuchen, denen die Schweiz zustimmt (+175 Prozent). So kam es in den ersten acht Monaten 2017 zu 255 Überführungen von Asylsuchenden aus Deutschland in die Schweiz. In der gleichen Periode 2016 waren es 90 gewesen, schreibt die Zeitung.
Bei der Mehrheit der Asylsuchenden, die aus Deutschland in die Schweiz abgeschoben werden, soll es sich um afghanische, syrische und eritreische Staatsangehörige handeln.
«Effekt wird sich noch verstärken»
Doch wieso diese starke Zunahme? Die deutsche Regierung wird kaum zugeben, dass es aus politischem Kalkül geschah. Stattdessen: «Im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurde und wird der Dublin-Bereich personell verstärkt», erfährt die «NZZ» vom entsprechenden Amt. Zudem sei die Bearbeitung der entsprechenden Verfahren zentralisiert worden, was zu einer Effizienzsteigerung und Beschleunigung geführt habe. Und «dieser Effekt wird sich in Zukunft noch verstärken».
Unter dem«Dublin-Bereich» ist die gleichnamige Verordnung zu verstehen. Gemäss dieser kann ein Staat Asylsuchende in dasjenige Land abschieben, über das die Betroffenen eingereist sind, falls gewisse Auflagen erfüllt sind.
Übrigens: Obwohl Deutschland Druck macht, hat die Schweiz eine deutlich «positive» Bilanz beim Dublin-Abkommen: Seit Anfang Jahr haben Dublin-Staaten knapp 4000 Ersuchen zur Abschiebung von Asylsuchenden an die Schweiz gestellt. Vollzogen wurden allerdings nur rund 550, berichtet die «NZZ». Umgekehrt stellte die Schweiz rund 5800 Ersuchen an andere Staaten und schob fast 1600 Asylsuchende tatsächlich in diese ab. Die meisten, rund 670, nach Italien.